Die Gestaltung eines Yamadori ist eine eigene Kunst in der Bonsaigestaltung.
Das Wort Yamadori stammt aus dem japanischen und bedeutet „Pflanzen in den Bergen gesammelt“. Vereinfacht kann man dazu auch Findling sagen.
Wenn ein Findling im eigenen Garten oder Grundstück steht, und er sich nicht in einer Naturschutzregion befindet, steht einer Entnahme eines Yamadori nichts im Weg.
Auf fremden Boden sollte man vor der Entnahme einiges beachten.
- Einen Yamadori nur mit schriftlicher Genehmigung des Grundstück-Eigentümers (z.b. Forstamt etc.) entnehmen.
- Landschafts- Naturschutzgebiete und Nationalparks sind tabu.
Bei der Suche nach Yamadori sollte man verantwortungsvoll mit der Natur umgehen und am besten gärtnerische Kenntnisse haben. Selbst verkrüppelt wirkende Bäume haben eine Funktion in der Natur.
Zudem ist eine Entnahme eines Baumes aus seinem Umfeld ein extremer Eingriff, welche diese oft nicht überleben!
Nach der Entnahme muß man den Baum erst einmal für ein paar Jahre in einem geräumigen Behältnis ruhen lassen und hoffen, daß er die Tortur gut übersteht. Erst nach mehreren Jahren und kräftigen Austrieben sollte man sich an eine erste Gestaltung machen.
Wem dies alles zu kompliziert und anstrengend und auch zu riskant ist, kann auch im Fachhandel Yamadori erwerben.
Gutes Rohmaterial aus der Natur ist aber auch im Fachhandel nicht billig.
Von hundert bis über tausend Euro mußt man für Yamadori mit sehr gutem Entwicklungspotential rechnen. Richtig markante und alte Yamadori sind oft unverkäuflich.
Wieso überhaupt einen Yamadori zum Bonsai gestalten?
Für den Anfänger wird dieser Weg zum Bonsai weniger in Frage kommen. Dazu fehlt ihm noch zuviel an Grundwissen.
Der Erfahrene Bonsaigestalter ist wiederum von alten Findlingen fasziniert.
Wo bekommt man schon einen über hundert Jahre alten Rohling her?
Ein Rohling aus der Natur kostet viel Arbeit und eine gute Portion Wissen.
Aus solch alten Pflanzen-Rohlingen lassen sich in fünf bis fünfzehn Jahren eindrucksvolle Bonsai gestalten.
Wolfgang Käflein hat sich auf Yamadori und Rohlinge spezialisiert. In seinem Fachhandel findet man mehrere tausend Pflanzen zur Auswahl. Darunter auch zahlreiche Yamadori die er auf verschiedenen Reisen gesammelt hat.
Wann ist die beste Zeit für die Entnahme eines Yamadori?
Bei den meisten Bäumen ist dies im Spätwinter – Frühjahr, bevor das Wachstum beginnt.
Vor dem Ausgraben reduziert man das Laub, damit man den Baum besser transportieren kann. Das Wurzelwerk und die Verzweigung sollten in etwa im Gleichgewicht sein.
Danach kommt der ausgegrabene Baum in eine vorbereitet Holzkiste oder großen Behälter mit durchlässigen Substrat. Die ersten Jahre darf er sich erholen. In dieser Zeit erkennt man ob die Entnahme erfolgreich war.
Leider überlebt nicht jeder Yamadori diese Tortur und stirbt nach der Entnahme. Deswegen ist je nach Vorbelastung und Entnahme eine mehrjährige Ruhephase in einem großzügigen Behälter mit reichlich Subtrat erforderlich. Sobald der Baum einen kräftigen Austrieb zeigt, kann bei den meisten Pflanzenarten mit der Erstgestaltung begonnen werden.
Meist beginnt man mit einer Grundgestaltung im Stammbereich, der Äste und der Grundgestaltung der Verzweigung. Je nach Art der Pflanze folgt eine Bearbeitung der Wurzeln. Und wenn der Baum bereits einen sehr fitten Eindruck macht erfolgt das erste eintopfen in eine großzügige erste Bonsaischale.
Dies erfolgt meist, sobald die Grundgestaltung in der Aststruktur vollzogen ist und man eine feinere Verzweigung aufbauen möchte. Durch die engere Bonsaischale und der geringere Substratmenge wächst der Baum langsamer. Dadurch kann man eine feiner Verzweigung erzielen.
Grobes Substrat sorgt für mehr Sauerstoffaustausch und eine zügiges Wachstum.
Feineres Substrat sorgt für einen geringeren Sauerstoffaustausch über die Wurzeln. Die Pflanze wächst langsamer, die Feinverzweigung entwickelt sich dafür besser, da sich so kürzere Internodien bilden.
Ein kleiner Cotoneaster von Urs Egli aus der Schweiz. Dieser Bonsai wurde auch aus einem Yamadori aus seinem Garten gewonnen!
Warum einen Yamadori?
Ein Yamadori ist in den meisten Fällen ein bereits alter und sehr reif wirkender Baum.
Es ist eine Herausforderung aus einem alten wild aussehenden Yamadori einen sauber gestalteten edlen und reif wirkenden Bonsai zu gestalten. Aus sehr guten Yamadori werden oft Spitzen-Bonsai gestaltet.
Welcher Bonsaigestalter möchte nicht einen dieser Bonsai mit einer großartigen Ausstrahlung sein eigen nennen?
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Yamadori-Gestaltung ist gärtnerisches Grundwissen bei der Entnahme des Baumes und bereits fortgeschrittenes Wissen in der Bonsaigestaltung. Für Bonsai-Anfänger ist dieser Weg zum Bonsai weniger empfehlenswert. Wer sich aber fleissig in der Gestaltung von Bonsai übt, wird sich auch irgendwann an seinen ersten Yamadori heran wagen.