Warum nicht eine Heidelbeere (Vaccinium corymbosum „Brigitta“) zum Bonsai gestalten? Vor über zehn Jahren habe ich auf einer Bonsaiausstellung eine Stachelbeere mit Früchten bewundert. Mancher Besucher empfand die ausgestellte Pflanze nicht als Bonsai. Ich dagegen war von dem Fruchtbonsai begeistert. 2018 entdeckte ich in einem Supermarkt einige Obststräucher. Eigentlich waren es noch recht junge Pflanzen. Für 6,90 Euro hält sich die Investition für eine Heidelbeere in Grenzen. Ob man daraus einen Bonsai machen kann? Wenn das bei einer Stachelbeere geht, warum nicht auch bei einer Heidelbeere? Also habe ich eine Heidelbeeren-Pflanze gekauft.
Die Heidelbeer-Art Vaccinium corymbosum ist eine Zuchtform, welche von der Amerikanischen Heidelbeere abstammt. Die europäische Heidelbeeren-Art hat den wissenschaftlichen Namen Vaccinium myrtillus. Neben der Herkunft unterscheiden sich die Beeren im Inneren. Die europäische Heidelbeere hat ein gefärbtes Fruchtfleisch. Die amerikanische Heidelbeere hat helles Fruchtfleisch, welches die Zähne nicht so verfärbt. Zudem sind die Früchte der von der amerikanischen Heidelbeere abstammenden Zuchtheidelbeeren größer.
Die Heidelbeere hat regionell sehr viele Namen. Besinge, Besing, Blaubeere, Schwarzbeere, Mollbeere, Wildbeere, Waldbeere, Staulbeere, Bickbeere, Moosbeere, Zeckbeere und Heubeere nennt man sie.
Herkunft:
In klimatischen gemässigten und nördlicheren Regionen Eurasiens.
Blatt:
Grün auf beiden Seiten und 2 bis 3 cm lang. Einförmig bis elliptisch und fein gezähnt.
Rinde:
Graue furchige Borke.
Winter:
Winterhart.
Bonsaieignung:
Auf Grund der Verholzung eignet sich die Heidelbeere durchaus für die Bonsaigestaltung. Nach einem kräftigen Rückschnitt reagiert die Pflanze auch im alten Holz mit Neuaustrieben.
Die Äste und Stämme sind recht brüchig. Drahten würde ich nicht empfehlen. Zur Gestaltung eignen sich in erster Linie gezielte Rück- und Formschnitte und für leichte Korrekturen das Spannen von Ästen.
Beschaffung:
Garten-Fachhandel, Baumschulen, Supermarkt und Garten-Yamadori.
Standort:
Schattig bis Halbschattig.
Bei zuviel Sonne verfärben sich die Blätter recht bald rötlich und die Herbstfärbung fällt schwächer aus.
Giessen:
Zwischen dem Gießen sollte das Substrat abgetrocknet sein.
Düngen:
Gedüngt wird nach der Blüte bis in den Sommer.
Substrat:
2 Teile torfhaltige Erde oder Kanuma und 1 Teil mineralische Anteile.
Umtopfen:
Jungpflanzen jährlich. Ältere Pflanzen alle zwei Jahre.
Gestaltung:
Die meisten klassischen Gestaltungsformen wie frei, streng aufrecht und mehrstämmige Gestaltungen sind realisierbar.
Rückschnitt:
Vor dem Neuaustrieb im Winter / Frühjahr bis in den September möglich.
Drahten:
Sobald die Äste verholzt sind werden sie brüchig.
Statt dem Drahten sollte man die Pflanze durch Spannen und Schneiden gestalten.
Schädlinge und Krankheiten:
?
Meine Praktische Erfahrung:
Die obigen Fotos sind von einer Pflanze die ich erst seit 4 Jahren gestalte. Ursprünglich sah die Pflanze im Herbst 2018 wie folgt aus:
Ein Rückschnitt und Umtopfen erfolgte immer im Spätwinter. Blüten und Früchte entstehen nur an Trieben ab dem zweiten Jahr. Dies muß man bei der Gestaltung berücksichtigen. So gesehen dürfte ein Shohin-Bonsai mit Blüten und Früchten schwer realiseirbar sein. Im Verhältnis zur Größe fehlt es der Pflanze noch an Stammdicke. Deswegen lasse ich die Triebe meist über das ganze Jahr voll austreiben. Im Spätwinter wird wieder überflüssiges entfernt und zu lange Äste gekürzt. Die Gestaltung erfolgt bisher nur durch Rückschnitte. Die Überwinterung im Freien auf einem Westbalkon hat die Pflanze ohne weiteren Schutz sehr gut überstanden.
Was gefällt mir an der Heidelbeere als Bonsai? Sie erfreut den Bonsai-Pflege dreimal im Jahr! Als erstes die weißen Blüten im Frühjahr. Danach die dunkelblauen Früchte im Sommer. Und im Herbst ein tolles intensives rot der Herbstfärbung.