Die Europäische Lärche (Larix decidua) wurde in diesem Jahr von euch zum beliebtesten Outdoor-Bonsai gewählt!
Das ihr einen heimischen Baum auf den ersten Rang gewählt habt, hat mich sehr überrascht.
Auf der anderen Seite finde ich es sehr gut, dass offenbar bei einigen Bonsai-Fans die heimischen Baumarten sehr hoch auf der Beliebtheitsskala stehen? Das ist gut so. Nur so kann sich auch ein regioneller Bonsaistil entwickeln. Sicherlich wird sich diese Tendenz in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch weiter entwickeln.
Warum sollte man importierte Bäume aus Asien zum Bonsai gestalten, wenn es vor der eigenen Haustür reichlich heimisches Bonsiamaterial gibt?
Zudem gibt es inzwischen einige Bonsai-Baumschulen und Yamadori-Sammler die hervorrgendes Rohmaterial für die Bonsaigestaltung anbieten.
Dies soll kein Plädoyer gegen asiatische Baumarten sein. Diese finden auch an diesen. Am liebsten mag ich aber meist die heimischen Arten. Die sind in der Pflege meist leichter und überstehen die Winter problemloser. Logisch, die stammen ja aus unserem Klima. Asiatische Pflanzen müssen sich da meist umstellen. Manche müssen etwas milder überwintert werden. Bei einigen ist die Herkunft unklar, was die Überwinterung auch nicht gerade erleichtert. Bei einem heimischen Baum ist dies oft einfacher.
Warum ist die Europäische Lärche bei Bonsaigestaltern so beliebt?
Weil es ein Nadelbaum ist? Sicherlich nicht nur. Da gibt es noch einige andere nadelige Gesellen die auch interessant für eine Bonsaigestaltung sind. Sicherlich ist ein Grund die Herbstfärbung. Als einziger heimischer Nadelbaum hat die Lärche eine goldgelbe Herbstfärbung.
Aber auch ihre sehr gute Gestaltungsmöglichkeit. Die Äste können nach Jahren noch in eine andere Stellung gebogen, gedrahtet oder gespannt werden. Das bietet oft noch sehr gute Gestaltungs- und Korrekturmöglichkeiten.
Als ich den Artikel vorbereitet habe, war ich doch angenehm überrascht, wie viele Fotos ich inzwischen im Fotoarchiv von Lärchen-Bonsai habe. Und die meisten Bonsai sind sehr gelungene Bonsai-Bäume.
Empfindlich reagiert die Lärche gegen Hitze, Boden- und Luftverschmutzungen. Im Prinzip das was an ihrem natürlichen Standort normalerweise nicht vorkommt. Logisch, dass die Pflanze dagegen bisher keine Schutzmechanismen gebildet hat. In Großstädten mit hohen Luftbelastungen ist es kein Wunder, dass eine Lärche dort nur vor sich hinkümmert.
Als lichthungrige Pflanze sollte die Lärche mindestens 100 Sonnentage im Jahr bekommen. Nur so bilden sich die Nadeln prächtig. Bei schattigeren Stand kann es zu Kümmerwuchs der Nadeln kommen. Eine Lärche kann in der Natur 600 bis 800 Jahre alt werden! In Gebirgen gehören die Lärchen zu den Pionierpflanzen. Sie wachsen auch in unwirtlichen Geröllfeldern und Berghängen und bilden die Grundlage für die Ansiedlung weiterer Pflanzen.
Lärchenholz spielt in der Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. Lärchenholz ist in vielen Bereichen auf Grund seiner Eigenschaften beliebt. Sowohl als Schreinerware als auch für den Innenausbau wird das Holz der Lärche eingesetzt.
Im Vergleich zum Fichtenholz ist es schwerer und härter. Aus Lärchenholz werden Fenster, Treppen, Balkone, Geländer, Decken, Türen, Brücken, Fässer, Eisenbahnschwellen, Boote und Häuser gebaut.
In Bergewerken wird es auch zum stützen der Stollen verwendet. Lärchenholz aus Hochlagen oder nördlichen Regionen ist langsamer gewachsen und ist dadurch härter und höherwertiger. Für die Holzverarbeitung muß eine Lärche 100 bis 140 Jahre alt sein.
Bereits im 1. Jahrhundert nach Christus haben die Römer von einer Lärchensalbe berichtet. Diese beinhaltete Lärchenterpentin, welches aus Holzbohrungen und Harzsammlungen gewonnen wurde. Die Salbe wurde gegen Rheuma, Gicht und Furunkel angewendet.
Heute sollen Lärchenblütenessenzen gegen Mutlosigkeit und Wehmut helfen.
Vor dem Christentum wurden Bäume oft als Gottheit angesehen. So auch die Lärche. Sie galt als liebenswürdiger und menschenfreundlicher Baum. Ihr wurden Schutzkraft gegen Hexen und Unglück nachgesagt. In manchen eurpäischen Regionen ist dieser Glaube bis heut noch verwurzelt.
In vorchristlichen Zeiten wurden unter Lärchen Versammlungen abgehalten. Auch Wahlen und Gerichte fanden unter einem Lärchen-Baum statt.
In der Walpurgisnacht wurden böse Geister durch das aufhängen von Lärchenzweigen an Fenstern und Türen vertrieben. Die Lärchenzweige wurden auch Hexenrütteln genannt.
Bis in das letzte Jahrhundert steckten im Allgäu die Jungen einem verehrten Mädchen einen Lärchenzweg in ihr Haar.
Ein Stück Lärchenrinde haben Eltern in Südslawen ihrem Kind umgehängt, um es vor bösen Blicken zu schützen.
Bis in das letzte Jahrhundert gab es in Österreich heilige Lärchen.
Auch heute gibt es in Österreich noch Wallfahrtsorte zu heiligen Lärchen bzw. ehemaligen Lärchen. In Nauders in Tirol oder Maria Larch bei Innsbruck.
2012 war die Lärche Baum des Jahres in Deutschland.
Schon seltsam.
Früher galt die Lärche in manchen Regionen als heiliger Baum.
Heute holen manche Bonsai-Fans sich eine Lärche in den Garten und sind von Bonsai-Bäumen verzaubert!
Ich meine jetzt die grossartigen Lärchen-Bonsai-Bäume.
Manche Bäume bzw. Baumarten haben schon etwas mysthisches?
Oder warum habt ihr die Lärche zum beliebtesten Outdoor-Bonsai gewählt?