Blattverlust bei einem Ficus ginseng

Hallo Bonsaifreunde,

in den letzten Tagen erhielt ich ein paar Mails von Pflanzenbesitzern. Die Mail von Christian möchte ich euch heute vorstellen, da seine Frage sicherlich zu den häufigsten Fragen über Bonsai und kleinen Pflanzen gehört:

Lieber Bernd,

ich bin per Google auf deine Seite gestoßen und habe im Forum gesehen, dass man Fotos seiner Pflanze an dich schicken kann. Ich wollte nicht zu einem fremden Thema mein Problem schildern – zwecks der Übersicht. Deine Seite war bis jetzt die informationsreichste und hoffe, dass du/ihr mir helfen könnt.

Ich habe meine Ficus Microcarpa als Zimmerpflanze im nicht immer lichtdurchfluteten Raum gehalten. Sie ist gewachsen und hatte viele Blätter – sah richtig gesund aus (Foto).

Christian`s Pflanze #1

Christian`s Pflanze #1

Ich bin dann umgezogen und meine Mutter hat sich um die Pflanze gekümmert – leider jedoch hat sie sehr großzügig gegossen was wohl der größte Fehler war. Von mir hat sie sehr wenig Wasser bekommen, wurde auch nie umgetopft. Die Blätter waren dunkelgrün und groß, nicht belagert oder ähnliches auch nicht wellig. Die Erde ging mit der Zeit etwas zurück im Topf, ich habe sie trotzdem noch nicht umgetopft. Nun nach ein paar Wochen habe ich sie wieder gesehen und es sind fast alle Blätter weg und wenn man den Stamm angreift, gibt er nach. Ich habe die Rinde ein bisschen angestochen, der Stamm ist so nass, dass dort Wasser rausgekommen ist, jetzt steht sie im Halbschatten draußen in der Hoffnung, dass das Wasser verdunstet. Ich habe zudem die komplett nasse Erde aus den Wurzeln genommen und frische Blumenerde verwendet (leicht feucht) und habe die Pflanze darin in einem deutlich größeren Topf eingesetzt aber nicht gegossen – weil eh schon zu viel Wasser.

Christian`s Pflanze #3

Christian`s Pflanze #3

Ich hänge an dieser Pflanze und möchte sie unbedingt retten. Die Wurzeln habe ich mit dem Fingernagel geprüft und die sahen grün aus. Die Feinen Wurzeln konnte ich so nicht testen – an der Rinde im unteren Bereich scheint etwas Schimmelig zu sein, ich habe das weggewischt. Der untere Teil der Pflanze fühlt sich auch nicht matschig an – der obere jedoch schon – lässt sich ein paar mm reindrücken.

Christian`s Pflanze #2

Christian`s Pflanze #2

Ich habe einige Fotos beigefügt. Die Pflanze ist schon rund 8 – 10 Jahre alt – wenn nicht älter. Ich werde sie jetzt nach Salzburg mitnehmen – wo sie einen Platz in einem Lichtdurchfluteten Wohnzimmer bekommt – wenn es schön Wetter ist auch draußen im Schatten / Halbschatten – dabei kann sie die Nachmittagssonne / Abendsonne genießen. Leider weiß ich zu wenig was für die Pflanze jetzt das beste ist – vielleicht kannst du mir mehr dazu sagen?

Christian`s Pflanze #4

Christian`s Pflanze #4

Ich freue mich, wenn du helfen kannst – die Story mit Bilder natürlich gerne auf deiner Website publizieren, vielleicht hilft der spezielle Fall auch anderen Pflanzenliebhabern.

Viele liebe Grüße und Danke, Christian

Hallo Christian,

per Ferndiagnose an Hand von Fotos, ist eine Diagnose sehr schwierig. Wenn er oben weich ist, wäre das sehr ungewöhnlich. Wurzelfäule fängt normalerweise von unten an. Und beim Anstechen der Rinde sollte bei einem Ficus weißer klebriger Saft und nicht Wasser austreten? Bereits auf dem ersten Foto sieht die Pflanze für mich ungesund aus! Zu lange Triebe mit sehr langen Blättern. Ein klares Zeichen für zuwenig Licht. Insofern dürfte der jetzige Standort besser sein.

Wenn deine Pflanze noch Blätter hat, würde ich sie 1-2 Wochen in das Freie in Halbschatten stellen. Danach volle Sonne. Ein Ficus verträgt das. Er stammt ja aus subtropischen Regionen. Falls die Pflanze alle Blätter verloren hat, nützt volle Sonne erst einmal nichts. Da reicht Halbschatten aus. Und beim ersten Neuaustrieb in die Sonne. Der Vorteil bei direkter Sonne ist, daß sich dadurch kleinere Blätter und eine dichtere Belaubung bilden. Über den Winter verlieren die meisten Ficus-Arten in der Wohnung zwar einige Blätter. Das ist aber eine natürliche Anpassung an die geringere Lichtmenge.

Zwischen dem Gießen sollte die Erde abgetrocknet sein. Umtopfen in einen größeren Topf mit frischer Erde war die richtige Entscheidung. Dort sollte er sich schneller und leichter erholen können. Ruhig alle 2-3 Jahre Umtopfen bzw. die Erde erneuern. Aus meiner Sicht hast du mit dem Umtopfen und der frischen Erde bereits alles richtig gemacht. Nun brauchst du nur noch Geduld bis er neu austreibt. Ich würde nach dem Abtrocknen der Erde und bei warmen Wetter ruhig wieder gießen.

Viel Erfolg.

Bernd

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