Mitte Juli war ich eine Woche im Urlaub.
Eine Nachbarin durfte in dieser Zeit meine Bonsai giessen.
In den letzen Jahren hat dies immer sehr gut funktioniert. Sie hat ja auch Ahnung über Pflanzen, da sie einige Jahre in einem Blumenladen gearbeitet hat.
In diesem Jahr hat es leider einen Trockenschaden an meiner japanischen Shohin-Ulme (Ulmus japonica) gegeben.
Alle Blätter waren vertrocknet 🙁 Trotz täglichem Giessen.
Ich habe dann eine Weile gegoogelt und wenig konstruktive Infos gefunden? Selbst im Bonsai-Fachforum habe ich nichts Konkretes gefunden. Aussser vorbeugenden Massnahmen zur Verhinderung von Hitzeschäden.
Aber dafür war es jetzt zu spät. Im Prinzip war ich selber Schuld. Der Wetterbericht brachte ja Sonne. Da hätte ich die kleine Ulme einfach in ein schattiges Eck stellen können. Dann hätte sich der Trockenschaden vermeiden lassen.
Aber nun ist es passiert. Konkrete Info erhielt ich dann von einem Bonsaifreund über Facebook. Seinen Rat habe ich dann auch gleich in die Tat umgesetzt.
Erst mal habe ich alle trockenen Blätter entfernt, damit diese nachher nicht faulen können. Dann habe ich die Ulme kräftig gewässert und schattig gestellt. Danach wurde sie in eine transparente Plastiktüte gepackt und luftdicht mit einem Kabelbinder verschlossen. Durch die Luftfeuchtigkeit und die derzeit hohen Temperaturen sollten so wieder neue Knospen entstehen und austreiben. Vorausgesetzt die Äste sind nicht auch vertrocknet?
Dies habe ich durch kurzen Rückschnitt an wenigen Ästen geprüft. Die Schnittstellen waren grün. Der Baum lebt also noch.
Nun muss ich nur noch abwarten. Zweimal am Tag wird gelüftet, damit sich kein Schimmel bildet. Alternativ kann man auch Löcher in die Tüte stechen. Im Prinzip kann man jede Art von transparenten Gegenstand verwenden der einen Gewächshaus-Effekt symuliert. Das kann ein Minigewächshaus, ein umgedrehtes Aquarium, Glas etc. sein.
Mal sehen wie lange es bis zum Neuaustrieb dauert?
Vorbeugung vor Hitzeschäden am Bonsai:
- Bonsai schattieren
- Bonsai in den Schatten stellen
- Bonsai evtl. zwei- oder dreimal am Tag giessen.
- Luftfeuchtigkeit durch eine Wasserschale unter dem Bonsai erhöhen.
- Morgens und Abends, wenn keine Sonne auf die Bonsai scheint, sprühen
- Automatische Bewässerung
Oft reicht nur eine dieser Massnahmen, damit ein Bonsai über heisse Tage hinweg kommt. Manchmal muss man aber auch einige der Vorbeugemassnahmen kombinieren.
Je kleiner ein Bonsai und seine Schale ist, desto schneller kann er austrocknen. Ich werde meine Shohin-Bonsai in Zukunft im Sommerurlaub schattiger stellen. Schattieren geht bei mir teilweise durch die Markise. Allerdings nur wenn ich zu Hause bin. Also im Urlaub oder am Wochenende.
Ein paar wenige Blätter an den Hainbuchen sind auch leicht von der Sonne angebrannt. Aber die haben reichlich Laub. Da spielt dies derzeit keine wesentliche Rolle.
Was kann man tun, wenn es dennoch zu einem Trockenschaden am Bonsai kommt? Wenn die Blätter alle vertrocknet sind?
Wenn der Bonsai noch Leben in sich hat kann man ihn noch retten.
Dies kann man durch den Rückschnitt oder anritzen eines Astes prüfen. Ist es darunter noch grün, hat er noch Leben in sich.
Dann könnte man die folgende Wiederbelebungsmassnahme vornehmen.
Hilfe bei vertrockneten Bonsai
- Denn Bonsai erst einmal wässern. Am besten in einen Schale oder Wanne mit Wasser stellen, bis sich das Substrat mit Wasser vollgesaugt hat.
- Danach stellt man den Bonsai in eine transparente Plastiktüte. Am besten vorher ein paar Drähte oder Holzstecken in die Erde stecken, sodass die Tüte wie ein Gewächshaus über den Bonsai gestülpt werden kann.
- Danach wird die Gewächshaustüte mit einem Gummi oder ähnlichem von oben verschlossen. Wenn man vorher Luft reinpustet ist die Tüte aufgebläht.
- Als Standort wählt man einen warmen, hellen aber nicht sonnigen Platz.
- Zwei bis dreimal am Tag wird gelüftet, damit sich kein Schimmel bildet.
- Bei den meisten Pflanzen bilden sich nach ein paar Wochen die ersten Blätter.
- Nach erscheinen der ersten Blätter kann die Tüte wieder entfernt werden.
Diese Massnahme funktioniert nicht bei sukkulenten Pflanzen. Diese würden verfaulen. Aber Trockenschäden bei Sukkulenten sind wohl auch sehr unwahrscheinlich?
Düngen, wie es auf manchen Internetseiten empfohlen wird, bringt nichts, da der Baum ohne Laub keine Photosynthese machen kann. Erst sobald die ersten Blätter erscheinen, sind leichte Düngergaben sinnvoll.
Habt ich auch schon Hitzeschäden an euren Bonsai gehabt?
Welche vorbeugenden Massnahmen wendet ihr an?
Hitzeschäden hatte ich leider schon öfter. In der Lernphase kann es mir durchaus passieren, daß ich die Wetterschwankungen nicht mitbekomme. Zum Glück war es bisher immer recht glimpflich abgelaufen. Ein paar Blätter ein wenig versengt, ansonsten keine größeren Probleme. Ich stelle die Pflanzen dann meist etwas weiter nach hinten am Balkon, dann geht das schon.
@ Vincent
ein paar von der Sonne versengte Blätte gab es gestern auch vereinzelt an den Laubbäumen.
Die Kleinen habe ich dann gestern Abend auch nach hinten bzw. an einen Platz der weniger Sonnenstund bekommt gestellt.
Tut mir leid für die kleine Ulme. Trockenschäden hatte ich bis jetzt zum Glück noch nicht, bei mir im Hinterhof ist es immer recht schattig, so daß das Wasser nicht so schnell verdunstet. Trotzdem versengen ab und zu einige Blätter, vor allem bei den Buchen, was zu den bekannten braunen Blattspitzen führt.
Nach einem Trockenschaden würde ich die Wurzeln kontrollieren, da die äußeren Wurzelspitzen, wenn sie kein Wasser fördern können, absterben. Und diese sind für die Wasseraufnahme zuständig. Deswegen vertrocknen die meisten Bäume auch sofort, wenn das Granulat vollständig austrocknet. Auch wenn man gießt, ist eine Wasseraufnahme somit nicht mehr möglich.
Nach meiner Theorie müsste es in dem Zustand kein Problem sein, einen kleinen Wurzelschnitt zu machen, um das Wachstum anzuregen und tote Wurzel zu entfernen. Da der Baum keine Blätter hat momentan, und es z.B. bei Ahornen nach einen Blattschnitt möglich ist, im Summer umzutopfen, müsste das gefahrlos möglich sein. Ich habe in einem Magazin gelesen, daß ein Bonsaimeister sogar mal eine Kiefer nach einem Trockenschaden so gerettet hat. Und für diese Spezies sind die gesunden Wurzeln das wichtigste zum Überleben. So müsste das hier auch gehen.
Wichtig wäre es auch, sämtlichen Dünger zu entfernen und die Erde durch Ausspülen von altem zu befreien. Wasser wandert immer von der niedrigen zur höheren Mineralien-konzentration, also werden den Wurzeln Wasser entzogen, anstatt daß sie welches aufnehmen könnten.
Auch wenn der Baum unter der Rinde noch grün ist, heist das also nicht daß er noch immer Wasser aufnehmen kann!
Bei Ulmen wird im Allgemeinen gesagt,daß die Erde nie vollständig austrocknen sollte. Das führt immer zum Blattverlust, meist der ganzen Krone. Das ist, bei einer kurzen Trockendauer, nicht weiter schlimm, der Baum treibt willig wieder aus, hier ist dann die Zeit entscheidend, wie lange die Trockenheit andauert und in welchem Maße die Wurzeln dann beschädigt werden.
Das mit der Tüte ist eine gute Idee.
Wünsch Dir und der Ulme alles gute 🙂
Hallo Bernd, wollte mal nachhören, ob es der Ulme nach der Kur wieder gut geht? 🙂 Habe gerade ein ähnliches Problem… Bonsai online bestellt, Paket ging verloren, Paket wurde heute nach mehreren Wochen geliefert – Bonsai ohne Blätter. Nicht meine Schuld, aber irgendwie hab ich das Bedürfnis, den Baum zu retten – unmöglich kann ich den einfach wegwerfen! Ich habe bisher alles vertrocknete abgeschnitten (wobei die Äste noch da sind) und die Wurzeln gründlich gewässert, der Baum hat ein Docht-Bewässerungssystem – soll ich trotzdem die Tüten-Nummer probieren? Freue mich sehr über Erfahrungswerte. 🙂 Danke und viele Grüße!