Pflegefehler – zu wenig gießen

Zu erst wußte ich nicht ob ich einen Artikel über zu wenig giessen schreiben sollte? Mir ist so etwas zwar noch nie passiert. Aber das muß ja nicht bedeuten das dies bei anderen Bonsaianern auch so ist.

Ich denke fast jeder wird sich vorstellen können was mit einem Bonsai passiert den man zu wenig oder zu lange gar nicht gegossen hat?

Im schlimmsten Fall kann er mangels Wasser- und Nährstoffversorgung vertrocknen und dadurch sterben. Aber keine Angst, das dürfte bei den meisten Bonsai schwer fallen bis sie vertrocknen.

Trotzdem gibt es einige Umstände und Situationen wo dies passieren kann. Dadurch das ein Bonsai in einer Schale kultiviert wird hat er wesentlich weniger Substrat und Wurzelwerk verfügbar als ein frei ausgepflanzter Baum. Durch diesen Umstand reagieren auch manche Bonsai auf Pflegefehler sensibler als die meisten anderen uns bekannten Topfpflanzen.

Auch hier gilt die Devise vorbeugen ist besser als nachbessern. Also lassen wir es am besten gar nicht zum austrocknen kommen.

Ursachen für zu geringe Wasserzufuhr

  • ausgehärtetes Substrat das nicht mehr wasserdurchlässig ist
  • milder Winter und es wird nicht gegossen
  • heißer Sommer und zu wenig gegossen

Abhilfe
Einfach ausreichend gießen!
Sorry, war ein Scherz 😉
Der noch Unerfahrene wird hier sicherlich fragen wann soll ich und wieviel Wasser sollte ich gießen?
Die Frage ist berechtigt, kann aber leider nicht pauschal beantwortet werden, da dies von vielen Faktoren abhängig ist.

Wichtig ist wie fast immer das man sich genau über die Bonsaiart und ihre Eigenschaften und Pfegevorlieben informiert hat.

Also versuchen wir mal auf die drei oben genannten Ursachen eine vorbeugende Lösung zu finden.

Ausgehärtetes Substrat
Dafür kann es unterschiedliche Möglichkeiten geben. Sehr beliebt im Bonsaifachhandel ist Akadama als Substrat. In Japan wird es bei einigen Bäumen sogar zu 100% als Substrat verwendet. Hier bei uns in Europa gibt es allerdings unterschiedliche Qualitäten des gebrannten Lehmgranulates. Durch das brennen der Lehmkügelchen bleibt dieser Lehm relativ lange stabil. Bei minderer Qualität kann sich diese relativ feste Struktur schon nach wenigen Jahren verändern und es bildet sich im Schalenboden eine durchgehende Lehmschicht. Wenn diese einmal ausgetrocknet ist, kann sie zu einer betonartigen Platte oder Schicht aushärten!
Also alles andere als optimal. Dies soll nicht bedeuten das man kein Akadama mehr verwenden soll. Man sollte das Substrat nur alle 1-3 Jahre austauschen um diesen Effekt zu verhindern.

Ähnliches kann auch bei älteren Substraten die sich schon teilweise zersetzt haben passieren. Ich habe ich Baumarkt schon viele sogenannte Bonsai gesehen die von einem steinharten Substrat in der Schale gehalten wurden! Kein Wunder das die so nach dem Kauf nicht lange überleben.

In beiden Fällen wird der Bonsai nicht mehr ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt und stirbt schleichend. Das Gießwasser perlt ab und läuft an den meisten Wurzeln vorbei.

Bei einem Substrat das nicht steinartig aushärtet kann ein Wasserbad der gesamten Bonsaischale für 30-60 Minuten bereits Abhilfe bringen. Man stellt den Bonsai mit Schale in eine Wasserbad, bis sich die gesamte Erde mit Wasser volgesaugt hat.

Bei einer stark ausgehärteten Erde würde ich diesen Bonsai umtopfen. Allerdings auch zu erst durchdringend wässern um das alte Substrat besser lösen zu können.

Im milden Winter zu wenig gegoßen?
Dies betrifft in erster Linie Bonsai die im Freien überwintert werden. Also sogenannte Outdoors.
Wenn wir Bodenfrost haben ist ein gießen überflüssig da das Gießwasser wegen des gefrorenen Bodens nicht an die Wurzeln kommen würde. Bei Frost sollten die Outdoors auch unbedingt schattig gestellt werden, da es sonst bei Sonne zu zerspannen des Holzes kommen kann.
Aber wenn es ein paar milde Tage oder sogar Wochen mit Plusgraden gibt? Dann gieße ich einmal die Woche meine Outdoors. Vorher teste ich durch Druck mit einem Finger ob das Substrat gefroren ist oder nicht. Wenn nicht wird einmal die Woche etwas gegoßen. Mehr braucht es nicht.
Was würde passieren wenn man bei mehrwöchigen milden Wetter nicht gießen würde? Die Bonsai könnten vertrocknen. Dies ist leider einem Bekannten vor ein paar Jahren passiert. Zehn seiner Bonsai haben wegen Wassermangel das zeitliche gesegnet.
Also bei milden Winter, wenn das Substrat nicht gefroren ist, sollte man zumindest in geringem Umfang einmal die Woche gießen.

Heißer Sommer – zuwenig gegoßen?
Ein heißer Sommer oder eine Hitzeperiode kann unseren Bonsai ebenfalls mehr zu schaffen machen als herkömmlichen Bäumen und Pflanzen. Durch die Schale ist das Volumen an Substrat relativ gering und somit trocknet logischerweise dieser kleine Raum auch bei Hitze sehr schnell aus.

Aber dies ist mal wieder von der Baum- und Pflanzeart abhängig. Manche vertragen Hitze ohne Schwierigkeiten. Ander Pflanzen lassen gleich die Blätter hängen. Hier gibt es je nach Überlebensstrategie des Baumes unterschiedliche Reaktionen.

Und da kommen wir mal wieder auf den selben Punkt wie bei den anderen Pflegefehlern. Man sollte sich immer im Vorfeld über die zu pflegende Pflanze, in unserem Fall Bonsai, genau informieren. So lassen sich die meisten Pflegefehler vermeiden.

An heißen Sommertagen und Standorten in der prallen Sonne wird man ja nach Bonsaiart zweimal im Extremfall sogar bis zu dreimal am Tag gießen müßen. Je kleiner die Schale, desto größer die Wahrscheinlichkeit das das Substrat schneller austrocknet.

Was kann passieren wenn man zu gießen vergißt? Das läßt sich mal wieder nicht pauschal beantworten. Bei manchen Bonsai passiert nichts, bei anderen sind Trockensymptome wie schlaffe Blätter oder verbrannte Blattränder zu sehen. Auf dem Foto sieht man eine Hainbuche. Diese neigt bei starker Sonneneinstrahlung zu Verbrennungen an den Blatträndern. Gemeint sind die braunen Stellen an den Blatträndern. Die gelbe Blattfärbung ist die übliche Herbstfärbung.

vertrocknete Blätter

So auch im ersten Sommer diese junge Hainbuche. Die Auswirkung ist eine reduzierte Photosyhntese. Die Pflanze kann anfälliger gegen Insekten und Schadpilze werden. Meine konnte sich auch nicht gegen ein paar unliebsame Lausarten wehren. Aber die Viecher waren im Sommer darauf weg ohne das ich eine chemische Keule verwendet habe. Einfach nur durch einen halbschattigen Standort, wo auch die Blätter im Sommer nicht angebrannt wurden und durch regelmäßige Düngung und Wässerung. Seit dem wächst die Hainbuche gesund und munter 😉

Abhilfe
Zwei- bis dreimal am Tag gießen oder den Bonsai in einen schattigen oder teilschattigen Bereich stellen.

Wer vorher weiß das er manchmal auch im Sommer nicht regelmäßig gießen kann, der sollte sich einen Bonsai auswählen der auch längere Trockenphasen aushält. Zwar wird dadurch die Auswahl stark eingeschränkt aber man hat dafür auch Freude an solch einer Pflanze. Sehr gut sind hier sukkulente Pflanzen. Diese können über einen längeren Zeitraum Wasser speichern um so längere Trockenphasen überstehen zu können. Hier in meinen Blog habe ich auch ein paar der Bonsai-tauglichen aufgeführt.

Sukkulente Bonsai = vertragen auch längere Trockenphasen

Wie man sieht gibt es in der Pflanzen- und Bonsaiwelt vielfältige Arten und somit auch für fast jede Pflegevorstellung auch mindestens eine Bonsaitaugliche Pflanzenart.

2 Comments

  1. engelchen 19. März 2010
  2. Bernd 19. März 2010

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