Moose – Vorteile einer Kultur – Teil 2

Im letzten Artikel bin ich erst einmal grob auf die Anatomie der Moose eingegangen und habe grob die physiologischen Besonderheiten geklärt. Nun möchte ich euch ein wenig genauer erläutern, welche Vor- aber auch Nachteile dies für den Geneigten bringen kann.

Wollen wir erst einmal die Vorteile betrachten und zwar nicht nur die von Moos auf dem Substrat, sondern auch, wofür Moos noch in der Gartenarbeit im allgemeinen und bei der Bonsaizucht im speziellen genutzt werden kann.

Fangen wir mal mit dem optischen Aspekt an. Moos sieht einfach schön aus. Es gibt ein beruhigendes, natürliches Bild, weswegen es vor allem in Japan sehr geschätzt wird und dort auch des öfteren als Reinkultur gepflegt wird.

Ein Beispiel dafür sind Moossteine. Nehmt euch einfach einen großen Lavafelsen, wie ihr ihn in einer Zoohandlung finden würdet oder aber auch stellenweise im Baumarkt zur Grillsaison, legt ein wenig Moos drauf, ein bißchen andrücken und fertig. Nun das Ganze noch in eine leicht mit Wasser gefüllte Schale, so daß durch die Kapillarkräfte des porösen Gesteins das Wasser zum Moos hochgezogen wird und schon könnt ihr euch an dem kleinen Grün erfreuen.

Im Übrigen auch eine ganz nette Idee für eine natürlich wirkende Bonsailandschaft. Ein wenig ausgehöhlt und schon habt ihr eine absolut individuelle Bonsaischale, welche auch noch durchweg begrünt werden kann …

Aber ich schweife ab. Der nächste Vorteil ist wieder mehr optischer Natur. Durch das Grün entsteht ein netter Kontrast zu dem braunen Stamm und Nebari des Bonsai. Dieser Kontrast kann wunderbar genutzt werden, um das Nebari optisch mehr herauszuarbeiten, wo es ansonsten wegen des meist braunen Substrats optisch ein wenig verloren geht.

Aber kommen wir nun zu den rein biologischen Vorteilen, die uns eine Mooskultur bringt. Da wäre schon mal die kleineren Gießintervalle. Da Moos auf der Oberfläche das restliche Substrat ein wenig abschirmt, wird die Verdunstung stark reduziert. Dies gilt allerdings nur für eine geschlossene Moosdecke(!). Mehrere aneinandergelegte Moosplatten helfen zwar auch ein wenig, aber nur für einen sehr kurzen Moment, da sich diese bei Trockenheit zusammenziehen und so das Substrat an den Anlegestellen wieder sichtbar wird.

Auf diesem Feuchtigkeitseffekt beruht allerdings auch wieder ein anderer Vorteil. Dadurch, daß für Bäume auch eine Moosmatte als Substrat gilt, können diese selbst direkt unter der Moosmatte durchwurzeln und feine Wurzeln bilden. Durch diesen Vorteil können, bei entsprechender Schale, sehr knapp unter der eigentlichen Erdoberfläche, sehr dichte Wurzelwerke entstehen, welche bei einer späteren Bearbeitung als gute Grundlage für ein Nebari dienen können.

Auf dem folgenden Foto kann man diesen Effekt sehen. Damit die Wurzeln sichtbar werden, habe ich das Moos von der Oberfläche angehoben:

Moospolster

Kommen wir nun zu den nützlichen Eigenschaften, für welche das Moos nicht unbedingt auf dem Substrat liegen muss. Da wäre zum einen der Effekt als Wasserenthärter und Entgifter. Wie schon in meinem vorherigen Artikel geschrieben, nehmen Moose Wasser und Nährstoffe nicht über Wurzeln auf, sondern über ihre gesamte Oberfläche, per Osmose und auch über direkten Stoffaustausch. Kalium, Calcium und ähnliches wird beispielsweise aufgenommen im Austausch gegen Wasserstoff.

Diesen Effekt kann man sich zu nutze machen, in dem man ein Stück Moos in die hartes, basisches Wasser legt. Das Opfermoos wird den überflüssigen Kalk an sich binden und das Wasser auch zeitgleich noch ein wenig ansäuern, was vor allem für Azaleen sehr praktisch ist, welche eher saure Böden bevorzugen.

In diesem Zusammenhang möchte ich einmal einen kleinen Schwank zu anderen Methoden der Wasserenthärtung machen. Vieles davon ist nicht unbedingt für die Pflanzenzucht geeignet oder stellenweise auch einfach nur Murks. Nur zwei Beispiele an dieser Stelle:

  • Wasserenthärtung durch Ionentauscher (Brittasysteme und ähnliches): Für viele Pflanzen nicht wirklich geeignet, da das Calciumatom über ein entsprechendes Tauschersalz gejagt wird und durch ein Natriumatom oder ähnliches ersetzt. Dadurch habt ihr zwar zum Schluss keinen Kalk mehr im Wasser, aber dafür Salz. Für Maschinen super, da diese Salze meist sehr leicht im Wasser löslich sind, für Pflanzen eher ein na ja geht so…
  • Wasserenthärtung durch abstehen lassen: Ums kurz zu machen, es ist Quatsch. Da geht nichts raus und nichts rein dabei. Das einzige was passiert, ist daß Wasser verdampft und irgendwann der Kalk, welcher nicht mehr gelöst sein kann, da zu wenig vom Lösemittel Wasser vorhanden ist, ausfällt. Damit habt ihr aber im Gesamten nicht weniger Kalk im Wasser, sondern eher nun eine hochkonzentrierte Kalkbrühe, mit der ihr euren Pflanzen nicht wirklich was gutes tut… Dann doch eher der Brittafilter.

So weit zu diesem Zwischenruf. Nun weiter im Text mit Moosen und der für den Bonsailiebhaber interessanten Wirkung.

Moose wirken auf viele Fraßinsekten und Schnecken als Appetithämmer. Von daher ist ein Absud aus Moos auf die Pflanze gesprüht ein gutes Mittel um sich die nervigen Plagegeister vom Hals zu schaffen.

Hilft zwar nicht bei allen (Sauginsekten z.B. sind davon eher weniger beeindruckt), aber immerhin bei den meisten. Die Einschränkung ist nur, daß nach dem ersten Regen das ganze Mittel weggespült ist und entsprechend neu aufgetragen werden muss.

Als letzten Vorteil möchte ich nun die Antimikrobielle Wirkung ansprechen. Da Moose durch ihre Wurzellosigkeit vielen Pflanzen, Pilzen und Bakterien gegenüber im Nachteil sind, Produzieren die einiges an Stoffen, welche gegen Pilze und Bakterien wirken und einige kleinere Pflanzen am Keimen hindern. Dies kann wieder Sinnvoll als Absud genutzt werden oder auch direkt als Matte beim Bonsai evtl. Krankheiten schon im Keim ersticken.

So weit erst einmal zu den Vorteilen, im nächsten Artikel werden dann die Nachteile genauer beleuchtet. Denn wie alle wissen, ist nicht alles Gold, was glänzt …

Ein Artikel von Vincent Staat

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