Von vielen erfahrenen Bonsaigestaltern werden Sukkulenten wie der Pfennigbaum (Crassula ovata) nicht als echte Bonsai angesehen.
Zum Glück denken da nicht alle so.
Auch vom Crassula ovata gibt es durchaus einige prächtige Exemplare, die sich nicht vor anderen grossartigen Bonsai verstecken müssen.
Auf Ausstellungen in Deutschland habe ich bisher den Crassula ovata nur als Shohin oder jämerliche Beistellpflanze gesehen. Eigentlich schade, da diese Pflanze sehr pflegeleicht ist und recht einfach zum Bonsai gestaltet wird.
Über diesen Baum habe ich bereits 2009 in meinem ersten Gestaltungsbericht geschrieben!
Seit dem sind 4 Jahre vergangen. Über den Fortschritt des Baumes habe ich in meinen monatlichen Berichten unregelmässig die Entwicklung dokumentiert. Aber wer findet schon so viele unterschiedliche Berichte?
Also ist es mal wieder Zeit über eines meiner ältesten Bonsaiprojekte zu berichten. Vor allem mit zahlreichen Fotos, die möglichst anschaulich die Entwicklung darstellen sollen.
Gleichzeitig soll dieser Bericht auch Bonsai-Anfänger dazu animieren, es mal selbst mit solch einer oder einer ähnlichen Pflanze zu versuchen!
Sechs Jahre Bonsaigestaltung eines Crassula ovata:
Angefangen hat alles im Juli 2007 mit einer Pflanze aus einer Kakteengärnterei:
Für ein paar Euro habe ich diese wie auf dem Foto gekauft. Nach dem Kauf wurde der Crassula aus dem viel zu engen Topf befreit und in einem geräumigeren Kunststofftopf mit frischen mineralischen Substrat getopft.
Man kann auf dem Foto gut erkennen, das die Pflanze an allen drei Stämmen bereits stark gestutzt worden ist. Wahrscheinlich hat der Kakteengärtner daraus Stecklinge gezogen. Eigentlich kaum eine Pflanze die jemand kaufen würde. Zur Gestaltung eines Bonsai, erschien mir die Grundlage ganz brauchbar? Allerdings war dies in meinen Bonsaianfängen. Aber in den ersten Bonsaibüchern hatte ich schon Wissensgrundlagen erlesen.
Mir war natürlich auch klar, das es noch einige Jahre bis zu einem Bonsai dauern würde. Wieviel Jahre war mich allerdings nicht klar.
Da mir der dritte kleine nach vorne wachsende Ast missfiel, habe ich ihn einfach entfernt.
Ein Jahr später nahm der kleine Pfennigbaum so langsam eine harmonischere Form an.
Da sich der Baum über den Sommer auf dem sonnigen Balkon prächtig entwickelt hatte, verpasste ich ihm auch gleich die erste Bonsaischale. Am besten erschien mir damals eine rund Schale.
Im August sah dann der Pfennigbaum schon wie ein kleiner Bonsai aus. 13 Monate nach dem Kauf der Pflanze.
Über den Winter machte ich mir reichlich Gedanken über die weitere Zukunft des noch jungen Pfennigbaum-Bonsai. Irgendwie war mir die jetzige Gestaltungsform zu schlicht. Zuwenig Spannung. Zuwenig harmonisch. Gut der Baum hat eine runde Laubkrone. Aber beide Hauptäste waren zu gleichmässig. Das stört die Harmonie.
Im Frühjahr entschloss ich mich deswegen zu einer radikalen Neu-Gestaltung!
Die Belaubung sollte erst einmal dichter werden. Also habe ich ihn im späten Frühjahr komplett entlaubt. Dabei trocknet der Ast von der Schnittstelle bis zum nächsten Ring ab. Nach zwei Wochen zeigte sich reichlicher Neuaustrieb.
Im Juli war die Belaubung schon ganz schön dicht.
Und im Oktober hatten auch die Blätter an Größe zugelegt und durch die sommerliche Sonne auch einen schönen roten Rand entwickelt.
Von 2010 gibt es von dieser Pflanze leider keine Fotos. Im Prinzip habe ich sie weiter wachsen lassen. Auch 2011 habe ich wenig an der Pflanze getan. Die braunen Flecken auf ein paar Blättern sind auch noch Verbrennungen. Aber die sind in dem Zustand das geringste Problem.
Der kleine Baum wirkt nun recht krautig. Die Äste sind zu lang und die Blätter zu groß. Die Harmonie ist nach zwei Jahren wachsen lassen dahin.
Genauer betrachtet hat sich der Baum gar nicht so schlecht entwickelt. Wachsen lassen hat ihm nicht geschadet. Einer der ursprünglichen Hauptäste hat sich zum Hauptast entwickelt. Der andere hat sich mehr zur Seite entwickelt. Daraus könnte man doch etwas Neues gestalten?
Im April 2012 habe ich ihn mir noch einmal näher betrachtet und meine Gestaltungsgedanken aus dem letzten Herbst in die Tat umgesetzt:
Wie man sieht habe ich ihm einen radikalen Blattschnitt verpasst. Junge Austriebe die mir passend erschienen habe ich gelassen. Unpassende wurden entfernt. Die Äste wurden auf harmonische Längen gebracht.
Und eine runde Bonsaischale erschien mir auch nicht mehr passend. Die Gestalt des Baumes hatte sich verändert. Also musste auch eine harmonischere Bonsaischale her.
Im Juli hat der Baum bereits kräftigen Neuaustrieb gezeigt.
Und im Oktober sah er fast schon wieder wie ein Bonsai aus 😉
2013 habe ich wenig an dem Baum gemacht. Ihn einfach weiter wachsen lassen. Im August sah er dann wie folgt aus:
Er hat sich über den Sommer prächtig entwickelt. In diesem Sommer hätte man ihn durchaus als Shohin-Bonsai auf einer Ausstellung zeigen können. Von der Substratoberfläche aus gemessen ist der Baum derzeit 25cm hoch.
Die Blätter sind mit teilweise schon wieder zu gross. Da wird im nächsten Frühjahr wieder ein Blattschnitt fällig werden. Ob und wie stark muss ich mir im nächsten Jahr genauer ansehen.
In ein paar Jahren kann man durchaus aus einem Pfennigbaum einen ansehnlichen Bonsai gestalten. Wer mit einem Steckling anfängt, darf durchaus ein paar Jahre dazu rechnen. In fünf bis zehn Jahren sollte aber auch aus einem Steckling ein ordentlicher Bonsai werden. Wer eine bereits ältere Pflanze mit dickeren Stammansatz zum Bonsai gestaltet, kann das Ziel Bonsai bereits nach ein paar Jahren erreichen.
Eine schöne Dokumentation, Bernd. Hat mir gleich ein paar Ideen zu meiner Portulacaria afra beschert. ^^