Einen Bonsai fotografieren

Um einen Bonsai erfolgreich zu fotografieren gibt es sicherlich mehrere Wege die zum Ziel führen. Das fängt aber bereits mit der Frage an, was ein gut fotografierter Bonsai ist?

Was wollen wir auf dem Foto eigentlich sehen? Auf was kommt es bei der Ablichtung eines Bonsai an? Auf der einen Seite soll das Foto den Bonsai schön darstellen. Und die schöne Darstellung sollte möglichst auch im Foto erkennbar sein und beim Betrachter auch als schön, gelungen und eindrucksvoll empfunden werden. Aber hier spielt ja nicht nur die Fototechnik eine Rolle, sondern auch der Bonsai. Aus einem jungen und noch nicht so eindrucksvollen Bonsai kann man kaum einen eindrucksvollen fotografisch darstellen. Ein sehr gutes und eindrucksvolles Bonsaifoto braucht als Zutat auch einen eindrucksvollen Bonsai.

Aber das soll heute nicht mein Thema sein. Heute werde ich euch lediglich meine Art einen Bonsai zu fotografieren zeigen. Ich werde erläutern warum ich beim fotografieren bestimmte Dinge mache oder auch bestimmte Dinge nicht mache.

Fotografieren tue ich seit knapp 40 Jahren. Da es ein weiteres Hobby von mir ist, betreibe ich auch über das Fotografieren einen Blog und seit über 10 Jahren eine umfangreiche Photohomepage.

Wie sollte ein Bonsai fotografiert sein?

  • Der Bonsai sollte natürlich dargestellt werden
  • Der Hintergrund sollte nicht vom Bonsai ablenken
  • Es sollten alle Details vom Bonsai erkennbar sein.

Sicherlich sind dies nicht alle Kriterien bei einem Bonsaifoto. In den meisten Fällen sind es aber die wichtigsten. Logischerweise will man in den meisten Fällen den Bonsai wie er ist präsentieren. Da ist ein Hintergrund der nicht vom Bonsai ablenkt schon einmal ganz hilfreich. Bereits im Artikel über einen passenden Fotohintergrund habe ich darüber berichtet wie man ohne großen Aufwand einen ruhigen Hintergrund hinbekommen kann. Durch einen ruhigen Hintergrund kann man auch automatisch die Details eines Bonsai besser erkennen. Man erkennt die feine Verzweigung eines kunstvoll gestalteten Bonsai wesentlich besser.

Aufbau und Ablauf bei der Fotografie eines Bonsai?

Im ersten Foto sieht man wie ich einen einfarbigen Fotokarten als Hintergrund einsetze. Mit wenigen Mitteln wird auf einer Fläche, in diesem Fall ein kleiner Tisch, der Hintergrund fixiert. Das Motiv den Bonsai oder eine Pflanze positionieren und fertig ist der Aufbau. Ganz gut ist auch zu sehen dass der Hintergrund nach oben gewöblt wird. Der Fotograf spricht hier von einer Hohlkehle. Der Vorteil ist, dass so keine Kante durch Licht und Schatten entsteht und der Hintergrund einen einfarbigen schönen Gleichmässigen Farbverlauf hat. Mit einem Knick im Hintergrund hätte man einen durch das Bild führenden dunkleren Strich oder Fleck. Selbst mit Freistellen würde man diesen Schatten nur schwer weg bekommen.

Das Bonsaiwerkzeug ist hier nur zum beschwerden des Hintergrundes eingesetzt, damit dieser nicht wegrutscht.

Hintergund beim Fotografieren

Auf dem zweiten Foto sieht man den gesamten Aufbau. Den Tisch mit dem Hintergrund und dem Fotomotiv, einen kleinen Ficus microcarpa. Man sieht die digitale Spiegelreflexkamera auf einem Dreibeinstativ. Fotografiert wird in diesem Fall mit einem 2,8/60 mm Makroobjektiv. Ich blende fast immer auf 8 oder 11 ab. In dem Bereich erhalte ich einen guten Bereich in der Schärfentiefe und das Objektiv hat hier seine maximale Schärfeleistung. Die Fernbedienung verwende ich um nicht beim auslösen zu verwackeln. Im Schatten mit Blende 8 oder 11 ergeben sich oft Verschlußzeiten von 1/125 bis 1/30 sec. Da bestünde teilweise bereits leichte Verwacklungsgefahr. Über den Infrarotauslöser vermeide ich dies. Für solche Nahaufnahmen stelle ich die Kamera auch auf Spiegelvorauslösung um. So kann der Spiegelschlag nicht zu Verwackelungen führen. Wer keine Spiegelreflexkamera hat, braucht sich da auch keine Gedanken machen. Kein Spiegel, kein Spiegelschlag, keine Verwacklungsgefahr. Leider haben nur die teureren Spiegelreflexkameras eine Spiegelvorausslösung.

Die Scharfeinstellung mache ich im Nahbereich immer manuell. So kann ich ohne Verstellungen jederzeit auch den Bildausschnitt verändern und muss danach nicht neu fokussieren lassen.

Aufbau beim Fotografieren

Auf dem nächsten Foto sieht man wie ich gerade die Schärfe über den Entfernungsring am Objektiv einstelle.

Fotograf mit Bonsai

Nun erfolgt die Auslösung über den Infrarot-Fernauslöser. Dabei muss man zweimal auslösen. Beim ersten Mal wird der Spiegel nach oben gestellt. Und beim zweiten Mal wird erst die Aufnahme belichtet. So unterbindet man mögliche Verwacklungsunschärfen durch die Erschütterung des Spiegelschlages.

Fotograf beim auslösen

Und das Ergebnis, ein Foto, sieht dann wie auf dem folgenden Foto aus.

Ficus microcarpa

Uups, kein Bonsai? Ja, da es keine Rolle spielt ob Bonsai oder andere Pflanzen. Der kleine 3 Jahre alte Steckling wurde erst vor ein paar Wochen radikal zurück geschnitten und hat nun viele kleine neue Austriebe. Nur durch den monochromen Hintergrund und einem diffusen Licht sind hier die wichtigsten Details erkennbar. Bei grellem Sonnenlicht wäre der Kontrast zu hoch und man würde dadurch Details in den Lichtern oder Schatten verlieren.

Meine Arte einen Bonsai zu fotografieren

  • Monochromer Hintergrund
  • difusses Licht (bewölkter Himmel oder Schatten)
  • Einsatz eines Dreibeinstatives
  • Einsatz eines Makroobjektives für maximale optische Bildqualität
  • Bei einer Spiegelreflexkamera wird sofern möglich die Spiegelvorauslösung zur Vermeidung von Verwackelungen eingesetzt.
  • Einsatz eines Fern- oder Drahtauslösers. Als Notlösung geht hier auch der Selbstauslöser.

Diese Kriterien sind der Optimalfall. Je weniger berücksichtigt werden können, desto höher werden die Chancen, das ein Bonsaifoto weniger gut dokumentiert werden kann.

So wie es mehrere Wege nach Rom gibt, gibt es auch mehrere Wege um einen Bonsai zu fotografieren.

Dies ist eben meine Art, die im Gegensatz zu einem Profi mit nur wenigen und meist günstigen Mitteln ebenso zum Ziel führt.

2 Comments

  1. engelchen 11. Juli 2010
  2. Sip224 29. Juli 2010

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