Verrückte chinesische Ulme (Ulmus parvifolia „Thaiwan“)

Im Dezember 2010 erhielt ich bei einem Einkauf in der Bonsaischule Enger, eine fünfjährige Ulmus parvifolia „Thaiwan“ gratis.

Bis dahin hatte ich noch keine Ulme in Pflege. Da Unmengen an Ulmus parvifolia über Pflanzenmärkte, Baumärkte und Supermärkte verscherbelt werden, hatte ich auf Grund der meist bescheidenen Qualität dieser Bäume bis dahin kein grosses Verlangen nach dieser Baumart.

Zudem gelten die meisten asiatischen Ulmen nicht als 100% winterfest in unserem Klima, was je nach Art, dann auch die Überwinterung erschwert. Ein Gewächshaus, Kalthaus oder unbeheizter Wintergarten wäre da genau richtig. Keines von den dreien habe ich.

Aber einem geschenkten Gaul schaut man ja bekanntlich nicht ins Maul. Also wurde die Ulme damals an ein helles Fenster in einem unbeheizten Zimmer gestellt. Die Folge war ein Blattabwurf innerhalb von zwei Wochen. Ich dachte schon das es das gewesen ist. Der schnellste Overkill den ich bei einer Pflanze realisiert habe?

Falsch gedacht! Die Ulme habe ich zweimal die Woche etwas gegossen und nach zwei Wochen hat sie trotz kühler Zimmertemperatur munter neu ausgetrieben! Diesen Blattabwurf macht sie übrigens in fast jedem Winter. Und der folgende Neuaustrieb folgt ebenfalls in jedem Winter.

Ulmus parvifolia Thaiwan

Ist halt etwas anders diese Varietät aus Taiwan. Frostfest soll sie nicht sein. Das haben einige Tester im Bonsaifachforum berichtet. 15 Grad zur Überwinterung scheinen dieser Ulme am besten entgegen zu kommen.

Im Sommer hat die Ulme kräftig ausgetrieben und musste einige Male zum Frisör. Einen Formschnitt habe ich auch als Video festgehalten und bei YouTube online. Inzwischen ist es das am meisten aufgerufene Video in meinem Bonsaichannel.

Ulme nach dem Rückschnitt

Bei dem häufigen Formschnitt fällt auch viel Abfall an. Da liegt es nahe, dass man daraus Stecklinge zieht:

4 Ulmenstecklinge

2011 sind mir leider alle Stecklinge im Winter vertrocknet. Auch 2012 habe ich nur zwei Steckoinge ins Winterquartier bekommen. Davon ist allerdings bereits einer vertrocknet. Mal sehen ob der letzte durchkommt? Im nächsten Jahr werde ich Stecklinge mit einem Anzuchtgewächshaus und Heizmatte für bessere Bodenwärme ziehen. Mal sehen ob dies besser funktioniert?

Im letzten Frühjahr habe ich die Ulme zum ersten mal umgetopft. Noch keine Bonsaischale. Dafür ist mir der kleine Baum noch zu mickrig. Ich habe mich für eine etwas grössere Trainingsschale entschieden.

Ulme nach dem Umtopfen

Einen neuen radikalen Formschnitt gab es auch gleich. Und der Baum wurde im Winkel des Stammes korrigiert eingetopft.

Ulmus parvifolia Taiwan

Auch im zweiten Sommer durfte ich die Ulme mehrere Male in Form schneiden. Nach dem reinräumen im Herbst hat sie wie jedes Jahr kurz danach alle Blätter verloren. Inzwischen ist sie wieder voll belaubt. Da immer wieder neue Triebe kommen, pinziere ich diese derzeit indem ich mit zwei Fingern die Blattspitzen abzwicke. Theoretisch müsste sich so auch eine feinere Verzweigung bilden.

Da mir diese kleine Ulme viel Spass bereitet, habe ich im vergangenen Sommer weitere Ulmenarten und Ulmenverwandte gekauft. Nun hat die Chinesische Ulme Geseellschaft von einer Japanischen Ulme (Ulmus japonica). Diese soll kälteresistenter sein und entwickelt bereits in jungen Jahren eine urige Borke. Eine Korkrindenulme (Zelkova nire) hat auch in jungen Jahren eine dicke und furchige Borke. Und eine Zelkova serrata mit ihrem schönen goldgelben bis orangenfarbenen Herbstlaub ergänzt die kleine Ulmenartige Pflanzenkolonie.

Habt auch ihr Ulmen die ihr zum Bonsai gestaltet?
Wenn ja, welche Arten pflegt ihr?

8 Comments

  1. Kleinbonsai 16. Januar 2013
  2. Bernd 16. Januar 2013
  3. HJB 17. Januar 2013
  4. Vincent 18. Januar 2013
  5. Bernd 18. Januar 2013
  6. Vincent 19. Januar 2013
  7. Bernd 19. Januar 2013
  8. Vincent 22. Januar 2013

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