Qua vadis. Wohin geht der Weg der Hainbuche?
Gemeint ist meine größte Hainbuche.
Inzwischen im 13. Lebensjahr. Davon 12 Jahre im Feld in einer Bonsai-Baumschule auf ein Bonsaileben vorbereitet worden. Im letzten Herbst von mir käuflich als Rohling erworben worden. Im Spätwinter 2011 erhielt sie ihre Grundgestaltung.
Nach ein paar weiteren Monaten sieht sie heute wie folgt aus:
Ich tue mich seit Anfang an mit diesem Baum schwer. Selbst nach der Erstgestaltung bin ich sehr unzufrieden. Zwar hat der Baum ein paar leuchte und schöne Bewegungen im Stamm. Aber im rechten Bereich gibt es ein riesiges Loch. Da fehlt ganz einfach ein Ast. Und der unterste Ast ist von mir auch nicht konsequent genug zurück geschnitten worden. Dieser ist derzeit zu dick oder besser gesagt zu lange dick. Zu verjüngt sich nicht.
Also schauen wir uns den Baum einmal von der Nähe etwas an. Vielleich hellt sich so meine Laune auf?
Auf der Nahaufnahme sieht man einen Teil des Stammes und einen Ast. Rechts oben die roten Dinger sind Augen die bei einem kräftigen Rückschnitt austreiben könnten. Sehr schön finde ich die feine Bemoosung. Es gibt Bonsaigestalter die schrubben Moos vom Stamm oder den Ästen oder gehen sogar mit Giftmittel an das Moos. Ich finde es schön. Der Baum wirkt so natürlicher.
Im unteren Stammbereich hat die Hainbuche diese große Schnittwunde. Viele Bonsaigestalter sehen dies als einen Mangel an. Bei Bonsaiausstellungen gibt es dafür oft weniger Punkte durch eine Jury. Mir gefällt diese zum Großteil übewallte Schnittwunde sehr gut! Es läßt den Baum reifer wirken. Der Baum hat schon einiges mitgemacht. Der Baum kann den Betrachter durch die Schnittwunde etwas erzählen. Die Borke ist durch die Überwallung schuppiger und wirkt uriger.
Eine weitere Schnittwunde die auch ganz gut verheilt und teilweise überwallt ist. Eine große und alte und zwei junge Schnitte kann man hier erkennen. Die bräunlichen Stellen sind jüngeren Datums.
Und da wir gerade bei Schnittwunden sind, noch eine an einem Ast. Hier dürfte die Wunde in ein bis zwei Jahren vollkommen überwallt sein.
Bei näherer Betrachtung hat der Baum dann doch einige markante Merkmale die mir sehr gut gefallen. Nicht jede Schnittwunde gefällt mir. Aber einzelne lassen ihn älter und reifer wirken als er ist.
Aber ich schweife von meinem eigentlich Weg ab. Wo geht der Weg dieser Hainbuche hin?
Welche weiteren Gestaltungs-Ideen werde ich bei diesem Baum umsetzen?
Eine Möglichkeit wäre einen Ast in der Lücke durch eine Bohrpfropfung zu ergänzen?
Das traue ich mich erhlich gesagt nicht, da ich bisher keine praktische Erfahrung damit habe.
Mein Gestaltungsfavorit ist da derzeit radikaler.
Einfach einen harten Schnitt machen und den Stamm unterhalb von allen Ästen abschneiden!
Unklar ist mir allerdings noch wo der Schnitt ausgeführt werden soll?
Abmoosen ist auch noch eine Überlegung. So könnte ich später zwei Bäume daraus machen. Allerdings könnte dies die Entwicklung des unteren Baumes etwas verzögern.
Derzeit ist die Beurteilung durch die dichte Belaubung auch kaum möglich. Trotzdem möchte ich einen Blick auf beide Seiten des Baumes werfen.
Auf dem Foto sieht man die jetzige Vorderseite des Baumes. Ich könnte mir einen Schnitt am ersten Knick des Stammes vorstellen. Den Stamm senkrecht pflanzen und hoffen das genügend Austrieb erfolgt um in einigen Jahren eine natürliche Besenform aufbauen zu können?
Auf diesem Foto sieht man die jetzige Rückseite. Auch diese ist als neue Vorderseite denkbar. Auf der anderen Seite schadet es ja nicht, wenn der zukünftige Bonsai von mehreren Seiten gut aus.
Eine genauere Beurteilung werde ich über den Winter vornehmen. Dazu werde ich nach dem Herbst alle vertrockneten Blätter entfernen. Der Baum wird noch einmal von allen Seiten fotografiert und begutachtet.
Schaun wir einmal was ich da im Winter ausbrüten werde?
Hallo Bernd,
ich kann deine „Verzweiflung“ gut nachvollziehen.
Mir ging es mit meiner ersten Pflanze ähnlich. Allerdings handelte es sich dabei „nur“ um einen 3-jährigen Ficus an dem ich mich ausprobiert habe.
Vom „Köpfen“ des Baumes möchte ich dir abraten.
Dafür wäre er mir zu schade. Nicht abzusehen was passiert!!!
Wie wäre es, ihn bis zum „Chumono“ reifen zu lassen?
Ich weiss, du hast nicht allzu viel Platz. Aber wenn du ihn die nächsten Jahre einfach nur wachsen lässt ( 60 – 70 cm) ist bestimmt euch beiden geholfen.
Denke, in der Zeit macht deine Buche die (jetzt störende) Lücke mehr als wett.
Wenn er dir dann immer noch nicht gefällt …
.. schenk ihn mir?!
Gruß
Mac
Klasse Bernd…du verwurstet deine Komentare sehr kreativ.
Das mit der Pfropfung… versuchs doch einfach mal an einem Baum im Wald oder an einer vergurgten billigen Buche….und wenn die kleinen Augen an dieser Buche nicht treiben wollen, hast du immer noch den Plan-B.
Gruß Alex
@ Maverick
Ich bin nicht verzweifelt. Nur ungeduldig 😉
Der Baum hat mit ca. 60 cm Höhe bereits Chumono-Größe 😉
Vielleicht sollte ich es im nächsten Jahr, doch einmal mit einer Astpropfung probieren?
Wenn sie gelingt hätte ich eine kleine Fotoserie für den Blog.
Wenn Sie misslingt, kann ich immer noch die Radikalkur machen.
Den unteren Ast werde ich auf jeden Fall im nächsten Spätwiner stärker zurück schneiden. So sollte ein Austrieb nach einigen Wochen im Frühjahr für die Astpropfungen verwendbar sein.
Schaun wir mal.
Im Winter wenn er ohne Laub ist, werde ich den Baum noch einmal genauer analysieren.
Danke für die Anregungen!
Bernd