Mit meiner aktuellen Artikelreihe möchte ich eine Lanze brechen mit Discountern, Baumärkten und anderen Händlern, welche entweder dauerhaft oder in regelmäßigen Abständen Pflanzen zu einem günstigen Preis anbieten.
In den meisten Fällen genießen solche Pflanzen keinen besonders guten Ruf, da sie als Massenprodukte von minderer Qualität verschrieen sind. Ich persönlich habe allerdings andere Erfahrungen gemacht und möchte daher ein Lob auf diese Produkte sprechen.
Vergleichen wir einmal objektiv. Ein Bonsaihändler konzentriert seine gesamte Arbeit an den Pflanzen dahingehend, daß diese von Anfang an in Richtung einer Bonsais gestaltet werden. Dies gibt natürlich für eine spätere Gestaltung Vorteile, da gewisse Dinge nicht mehr von einem selber vorgenommen werden müssen. Allerdings sind das nur kleine Schritte, welche meistens teuer vergütet werden müssen, so daß ein Bonsai oder auch Bonsai-Rohling durchaus auf Preise von 50 € und mehr ansteigen können, ohne das die entsprechende Pflanze optisch wirklich viel hermacht.
Dies ist, vor allem für Anfänger eher abschreckend, welche für den einfachen Einstieg in dieses Hobby schnell Kosten von mehreren hundert Euro auf sich zukommen sehen, vor allem wenn noch sämtliches empfohlenes Werkzeug, spezielle Erden, Dünger etc. besorgt werden, welche für die Pflanzen und deren weitere Gestaltung unabdingbar sein sollen.
Vergleicht man dieses dann wieder mit den Pflanzen der Discounter und Baumärkte, fallen mehrere Dinge auf. Das erste ist natürlich der Preis. Wo man bei einem Fachhändler bei 25 – 50 € für einen vorgestalteten Bonsai anfängt, beginnt die Preisspanne beim Discounter meist bei 5 – 10 €.
Sicher kann man nun sagen, daß dies für eine Massenproduktion minderer Qualität spricht. Dem ist allerdings nicht so. Die Pflanzen stammen meist aus dem asiatischem Raum, in welchem Arbeit billiger vergütet wird, wodurch der Preis gedrückt wird, und werden zusätzlich in großen Stückzahlen gekauft, wodurch der Massenrabat noch zusätzlich greift.
Die Optik wiederum ist ein Streitpunkt. Ich persönlich vertrete die Meinung, daß sich diese nicht wirklich viel gibt und nimmt. Es gibt großartig gestaltete Pflanzen bei Discounter und hässliche Pflanzen beim Fachhändler. Dies umfasst eingewachsene Drahtstellen, schlecht verheilte, große Schnittwunden, unvorteilhaft gestaltete Astetagen und Nebari etc. pp. Dieses habe ich allerdings bei beiden Seiten beobachten können. Wenn ich allerdings für einen Bonsai einen hohen Preis bezahle, habe ich meiner Meinung nach auch ein Recht darauf, das solche groben Gestaltungsfehler vermieden wurden. Leider habe ich diese Fehler schon öfters auch bei Fachhändlern entdecken müssen.
Ich möchte hierbei allerdings nicht die Fachhändler verteufeln. Bei einem Fachhändler eine Pflanze zu kaufen hat durchaus sehr große Vorteile. Die mitgelieferte Erde ist für eine weitere Entwicklung besser geeignet. Pflanzen aus dem Discounter sind meistens in einer stark lehmhaltigen Transporterde verkauft welche beim ersten Eintrocknen den sicheren Tot für die Wurzeln bedeutet. Die Erde vom Fachhändler hingegen ist meist eine Mischung aus Sand, Akadama, Lavagranulat und ähnlichem, was eine optimale Durchlüftung, Wasserführung und ähnliches ermöglicht.
Beim Fachhändler ist zusätzlich eine Beratung zur jeweiligen Pflanze so wie Pflegehinweise gegeben, was auch für die Weiterentwicklung des zukünftigen Bonsai extrem wichtig ist. Als letzter Punkt für den Fachhändler ist die erheblich größere Auswahl an Pflanzen zu nennen.
Während der Discounter meist die fünf selben Pflanzen anbietet, haben Fachhändler häufig eine Wahl von 30 – 40 verschiedenen Arten, wodurch für jeden Geschmack etwas vorhanden ist. Dies schlägt sich natürlich auch wieder im Preis nieder. Während der Händler, welcher nur wenige verschiedene Pflanzenarten anbietet, sich von seinem Material darauf einstellt und auf Masse produzieren kann eher niedrige Preise hat, hat der Händler, welcher eine große Auswahl an verschiedenen Pflanzen bietet diese Möglichkeit nicht, wodurch eine Massenproduktion nicht möglich ist und der Preis entsprechend ansteigt.
Der Discounter wäre hierbei der erste Händler, nur das eine zusätzliche Beratung einfach fehlt. Jemand der sich allerdings ernsthaft für das Hobby interessiert wird sich selber informieren, weswegen das verkaufte Material nicht zu verteufeln ist. Das Ausgangsmaterial ist gut bis sehr gut. Bei Rohlingen oder auch Jungpflanzen ist sogar kein wirklicher Unterschied auszumachen. Natürlich ist auch hierbei wieder eine eingeschränkte Auswahl zu nennen, aber von der Qualität der verkauften Pflanzen gibt es keinerlei Unterschiede.
Um dies zu demonstrieren habe ich kleinere Dokumentationen über drei meiner Pflanzen angefertigt. Eine chinesische Ulme (Ulmus parvifolia), eine Kriechföhre (Pinus mugo pumillo) und ein chinesischer Kegelwacholder (Juniperus chinesis stricta). Alle drei Pflanzen habe ich aus dem Aldi bezogen und muss sagen, daß ich mit der Qualität sehr zufrieden bin. Anfangen werde ich im nächsten Artikel mit der Entwicklung meiner chinesischen Ulme über ein Jahr hinweg.
Die Bonsai die ich bisher in Baumärkten gesehen habe, sahe mehr als vernachlässigt aus und hatten alle ausgehärtete (Transport)-Erde.
Zudem waren diese nicht einmal günstig!
Die lagen preislich teilweise bis zu zu 100 €!
100 € für eine kranke dahinvegetierende Pflanze fand ich da schon unverschämt.
Bei den Containerpflanzen habe auch ich schon eine Zwergmispel für 1,49 € gekauft 😉
Leider hat diese den letzten Winter nicht überstanden 🙁
In dem Bereich kann man durchaus brauchbares Rohmaterial für die Bonsaigestaltung finden. Und preislich sind solch Containerpflanzen relativ günstig. Nach einer Grundgestaltung kann solch eine Pflanze durchaus schon einem Bonsai ähnlich sehen. Und nach ein paar Jahren kann daraus ein Jung-Bonsai werden.
Ich bin mir allerdings nicht sicher ob diese Möglichkeit für die meisten Einsteiger die richtige ist?
Am Anfang hat man meist weniger Geduld und möchte wenigstens eine Pflanze die nach Bonsai aussieht? So zumindest bei mir.
Klar, es gibt auch darunter schwarze Schafe, die absolut überteuerten Mist anbieten, allerdings ist das nicht immer so. Ich habe meine Ulme z.B. beim Aldi für 9,95€ gekauft und bin davon ziemlich überzeugt. Die Bilder davon sind in meinem nächsten Artikel zu sehen. Inzwischen hat die Ulme sogar wieder noch kräftiger durchgetrieben, so daß in den nächsten Wochen wieder ein absolut dichtes Laubpolster vorhanden sein sollte.
Es gilt halt immer, genau die Pflanze begutachten, welche gekauft werden soll, dies ist allerdings unabhängig davon, wo diese Pflanze gekauft wird.
Nachtrag von meiner Seite als Ergänzung zu überteuerten Pflanzen. Ich habe es leider auch schon öfter bei Fachhändlers entdeckt, daß Pflanzen, welche nur schnell auf eine Bonsaigröße runtergeschnitten wurden, grobe Schnittwunden aufzeigen und alles in allem nach nicht mehr als einer verkrüppelten Heckenpflanze aussehen, für 150€+ gehandelt werden. Ob da die Relationen wirklich stimmen ist meines Erachtens nach auch mehr als fraglich…
@ Vincent
das gleiche habe ich mir bei zwei meiner letzten Besuche auf Bonsaiausstellungen und den angebotenen Pflanzen gedacht.
Da hatte ich auch den Eindruck, dass die dritt- und viertklassigen Pflanzen die man selber entbehren kann, angeboten werden. Teilweise auf Grund des Pflanzenalters für einige 100 €. Gut, auch in solchen Pflanzen steckt jede Menge Arbeit. Wenn sie aber immer noch ein Rohling ist, warum sollte ich dafür 500 € ausgeben?
Aber vielleicht erkenne ich da auch das mögliche Potential einer Pflanze nicht?
Ich tue mich da recht schwer mit dem Einschätzen des Wertes einer Pflanze. Deswegen versuche ich mich bisher auch nur an günstigen Pflanzenmaterial zwischen 1,49 € bis 60 €.
@ Bernd
Meines Erachtens nach geben viele Händler ihre Preise nach einem ungefähren Bauchgefühl an, ähnlich wie bei gemalter Kunst. Auf der einen Seite kann ich es zwar verstehen, daß man für seine Arbeit auch entsprechend entlohnt werden möchte, auf der anderen Seite hingegen wird damit auch sehr viel Schindluder getrieben, was wiederum zu Lasten von Anfängern dieses Hobbys geht.
Und als ob ich es geahnt hätte. Ich hatte eben den Aldi-Prospekt von nächster Woche in der Hand und es werden wieder Bonsais angeboten. ^^
Der teuerste Baumarktbonsai,den ich je gesehen hatte,war ca.1,50m groß und kostete 800 € !!!
Es handelte sich um einen Ficus,der in einer Plastikschale stand.Würde allerhöchstens als Gartenbonsai was hermachen,aber im Winter…
Aus meiner Praktikumszeit weiß ich, daß die ehrlichen Händler einfach den Stundenlohn, der für Drahten und Gießen und Topfen und Erde anfällt, mit dem Einkaufspreis und nötigem Gewinn verrechnen. Also mathematisch, nicht nach Bauch. Ergo: Je länger ein Baum da steht, je oft er gedrahtet oder umgetopft wird, desto teurer muss er werden. Je billiger er eingekauft wurde, desto billiger geht er weg, und jeder Arbeitsschritt kommt oben drauf. Viele Fachändler übertreiben ihre Gewinnspanne aber, da sie eben nur Bonsai verkaufen, und keine NoName MP3 Spieler nebenbei, die den Verlust puffern. Auch beim Fachhändler gibt es Mist, der aus den selben Schiffen und Containern kommt, wo Aldi und Ikea und Co ebenso einkaufen. Schlechte Erde, schlechte Bäume etc. Lodder Bonsai in Holland zum Beispiel. Der verkauft den selben Quatsch an alle, aber an Aldi, Obi und Ikea eben quantitativ viel mehr, was den Preis drückt. Bearbeitungs Stundenlohne haben die auch nicht… Also verdienen die auch mehr pro Baum als ein Fachhändler, mit weniger Arbeit.
Ich umterstütze lieber einen Fahhändler, der das Geld nutzen kann um auch schöne Gestaltungen vorzunehmen und Bonsai damit mit am Leben zu erhalten, als die Gebrüder Aldi, denen das am Arsch vorbeigeht.
Werkzeug ist ein anderes Thema und hat objektiv nichts mit Billigpflanzen zu tun. Wenn sich jemand das verteuert aufschwatzen lässt, ist das ein subjektives Kaufempfinden, was für´s Hobby nicht ziwngend notwendig ist. Einen Baum brauch man aber immer 🙂
Mist ist Mist, egal wo er gekauft wurde 🙂
Tja, heute auch einen Fukientee beim Aldi ergattert. Erste Maßnahme: Beim Bonsaizentrum Heidelberg eine Schale gekauft, die doppelt so teuer war wie die Pflanze und aus der wasserdichten Schale „gerettet“. Auch so habe ich den Fachhändler unterstützt 😉
Beim Umtopfen hat sich leider gezeigt, dass das Nebari mangelhaft ist – wird wohl eine Abmoosung werden. Ich hatte größte Mühe, die Pflanze in einem halbwegs vernünftigen Pflanzwinkel zu setzen.
Fazit: Wenn er den Winter überlebt und durchstartet, habe ich gewonnen. Wenn er stirbt, habe ich eine schöne neue Schale für meine anderen Bonsais.
Ich habe heute einen Junischnee ergattert, welcher ein sehr schönes Nebari und allgemein einen sehr ansehnlichen Grundaufbau besitzt. Habe auch direkt die Schale und die Erde gewechselt. Einen kleinen Bericht dazu gibt es demnächst.
Auch ich hatte mir meinen ersten „Bonsai“ in einem großen Gartencenter gekauft. Nunja, ich habe ihn gehätschelt wie ein Baby. Aber trotzdem ist er eingegengen. Seitdem kaufe ich meine Bonsai und solche die es werden wollen nur noch im Fachhandel. Aber solche Erfahrungen muss man sicherlich auch machen. War eine lehrreiche Zeit.