Am vergangenen Montag war ich in der Arbeit besonders genervt.
Was lag da näher als nach dem kommenden Wetter zu schauen?
Für Donnerstag und Freitag waren Temperaturen über 10 Grad prognostiziert.
Also habe ich kurzfristig zwei Tage Urlaub genommen und meinen Vater angerufen.
Am Donnerstag haben wir uns für 10 Uhr morgens in seinem Garten verabredet.
Mein Ziel war es meine Outdoor-Bonsai nach fast einem halben Jahr zu begutachten. Schließlich wollte ich wissen, wie sie in fremder Pflege den Winter überstanden haben? Und zudem wollte ich auch die ersten Arbeiten an meinen Pflanzen machen, um sie für das Frühjahr gut vorzubereiten.
So lag mein Schwerpunkt bei der Bearbeitung meiner Lieblins-Hainbuche, welche mal einen Doppelstamm (Sokan) haben soll. Manche reden von Vater und Sohn oder Mutter und Tochter. Derzeit entsprechen die beiden aber noch nicht dem klassischen Vorbild. Aber muß jeder Bonsai nach dem Vorbild eines Lehrbuches aussehen?
Ich meine nein.
Mein erster Blick auf die Outdoor-Bonsai nach fast 6 Monaten:
Ich war erst einmal überrascht, daß alle Hainbuchen noch voll belaubt waren. Auf meinen Balkon entfernt der Wind über den Winter meist den Großteil der Belaubung. Offenbar ist der Platz im Garten sehr windgeschützt.
Aber das wichtigste war, daß alle Bäume sehr gut durch den Winter gekommen sind!
Keine Ausfälle. Keine abgestorbenen Äste. Keine Zerspannungsrisse und recht viele neue Knospen an allen Bäumen. Das Frühjahr kann kommen. Allerdings erst, wenn die Baustelle auf meinen Balkon vorüber ist. Es wäre schon sehr ärgerlich, wenn ich die Blüte der Zierkirsche in den nächsten Wochen verpassen würde.
Bevor ich Hand anlegte sah die Hainbuche wie folgt aus:
Wie man sieht, sieht man auf Grund der dichten Belaubung nichts. Manche Bonsaigestalter entfernen bereits im Herbst das Laub, damit sich keine Schadpilze oder Schadinsekten einnisten können. Ich bin da anderer Meinung. Ich lasse das Laub bis zum Winterschnitt am Baum. Die Natur hat sich ja schließlich etwas dabei gedacht. So war auch der Baum mit reichlich Spinnweben ausgestattet. Auch einige Insekengelege fand ich an den Blättern.
Als erstes habe ich alle Blätter entfernt, damit ich überhaupt die aktuelle Entwicklung beurteilen konnte. Nach einer halben Stunde sah der Baum wie folgt aus:
Nun kann man die Aststrukuren schon viel besser beurteilen. Da gab es im oberen Bereich reichlich Neuaustriebe die sich gegenseitig im Wachstum behindern würden. Auch die Spitze ist zu lang bzw. zu hoch. Diese habe ich aber bewußt länger wachsen lassen, damit der Ansatz eine harmonische Dicke im Übergung erhält.
Nach dieser groben Analyse habe ich alles mir unwesentlich erscheinende entfernt. Danach sah der Baum wie folgt aus:
Wie man sieht habe ich reichlich ausgelichtet. Wenn ich das Foto betrachte könnte man noch die rechten beiden unteren Äste auch noch etwas zurück nehmen. Allerdings will ich beim unteren rechten Ast die Astdicke in diesem Jahr verbessern. Dieser darf also wachsen und wird dafür eventuell nach oben gezogen um die Wachstumsdominanz zu verstärken.
Der helle Ring ist eine unschöne Verdickung durch eine Überwallung gewesen. Diese habe etwas bearbeitet und anschließend mit Wundpaste versiegelt. An dieser großen Schnittstelle sind aber sicherlich noch Nacharbeiten erforderlich.
Im Garten hatte ich nur einen Bruchteil meines Werkzeuges dabei, so konnte ich keine Mulde in das alte harte Astholz schneiden. So ein überwallter Knubbel mag im unteren Stammbereich noch als markant und Assoziation für einen gezeichneten und alten Baum durchgehen. Aber auf dieser Höhe wirkt es auf mich eher wie gemurkst.
Ich hatte den subjektiven Eindruck, daß sich die Borke an allen drei Hainbuchen über den Winter zum Großteil verdickt hatte? An den größeren Schnittwunden waren die Überwallungen richtig mächtig. Aber ich kann mich auch täuschen, da ich die Bäume ja seit über 5 Monaten nicht mehr gesehen habe.
Am Ende habe ich noch alle Bonsai mit einer Winterspritzung gegen Pilzbefall behandelt. Die Zierkirsche hatte in den letzten beiden Jahren Pilzbefall der bereits im Sommer zum vollständigen Blattverlust geführt hatte. Und die Hainbuchen hatten im Herbs teilweise Mehltau. Ich hoffe nur das die Winterspritzung nicht zu spät war. Schadpilze bzw. deren Sporen überwintern oft an den Knospen. Aber das werde ich dann im Jahresverlauf sehen, ob die Spritzung erfolgreich war?
Sehr hübsch geworden. Langsam juckt es mich auch wieder richtig in den Fingern an meinen Bonsais weiterzuarbeiten, nur bisher gibt es leider noch nichts zu tun. Die Vorarbeiten für den Frühling habe ich bei meinen Outdoors schon vor längerem erledigt, zumal ich bei fast allen dieses Jahr eher nichts machen wollte, damit diese ein wenig mehr an Dicke zulegen bzw. bei meinen neu angelegten Felsenpflanzungen erst einmal eine kräftige Basis entstehen kann. Meine Indoors bzw. Kalthausbonsais hingegen fangen gerade erst an auszutreiben, also lohnt es sich da auch noch nicht wirklich… Zu viele Ideen, zu wenige Möglichkeiten….
@ Vincent
Zu viele Ideen, zu wenige Möglichkeite …
das kommt mir bekannt vor 😉
Mit meiner anderen großen Hainbuche habe ich dieses Jahr einige geplant. Einiges mag recht radikal erscheinen. Aber irgendwann und irgendwo muß man ja mal das Abmoosen testen.
Hallo Bernd,
eine sehr interessante Hainbuche, die mir gut gefällt! Wie hat sich diese über die letzten Jahre entwickelt?
Magst du deine Seite aktualisieren oder eventuell im BFF (dort bin ich neu)
Viele Grüße
Selene
Hallo Selene,
wenn du meinen Blog liest, kannst du sehen was bis heute aus der Hainbuche geworden ist 😉
Für das BFF ist mir der Baum noch zu unfertig.
LG
Bernd