Farben und Bonsai

Farben in der Bonsaigestaltung?

Habt ihr euch schon einmal darüber Gedanken gemacht?
Sicherlich noch nicht jeder?

Da ich auch intensiv Fotografiere und früher öfters Aquarelle gemalt habe, habe ich mir einiges Wissen über Farben angeeignet. Manches davon kann man auch sehr gut auf die Bonsaigestaltung übertragen. Nicht nur bei der Wahl einer Bonsaischale spielen Farben eine Rolle. Manche Bäume verfärben ihr Laub im Herbst in gelb, orange oder rot. Blüten und Früchte können schöne Farbakzente setzen.

Wenn man das alles mit einer farblich harmonischen Bonsaischale kombiniert, kann der Eindruck eines Bonsai gesteigert werden.

Farben vermitteln bei Menschen unbewusst bestimmte Gefühle und Eindrücke. Bei vielen Menschen sind diese Gefühle ähnlich. Manche Menschen empfinden eine Farbe völlig anders. Warum ist das so?

Es gibt 3 Ursachen, wie und warum Menschen auf Farbe reagieren.

Farbpsychologie:

Wir Menschen assozieren Farben mit unserer Umwelt. Grün wird meist als Natur oder als natürlich interpretiert. Rot für Liebe und Tod (Blut). Braun ist eine Erdfarbe, mit der Boden, Erde und Schmutz assoziert werden.

Kultur:

Was hat die Kultur mit Farben zu tun? Jede Menge. Weiß ist in unserem Kulturkreis die Farbe der Reinheit und Unschuld. In China ist weiß die Farbe der Trauer!

Persönliche Erfahrung:

Ein Mensch macht ein Leben lang seine Erfahrungen. Eine Orange ist orange und eine Erfahrung. Unser Hirn speichert diese Farberfahrungen und holt diese bei Bedarf hervor. Positive Erfahrungen mit einer Farbe können diese zur persönlichen Lieblingsfarbe werden lassen. Bei negativen Erfahrungen kann eine Farbe abstossend wirken.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Farbtheorien die auch für die Gestaltung von Bonsai in Verbindung mit einer Bonsaischale hilfreich sein können.

Farbkreis

Farbkreis nach Johannes Itten (1961) - Copyright Fotolia - Peter Hermes Furian

Farbkreis nach Johannes Itten (1961) – Copyright Fotolia – Peter Hermes Furian

Vom Farbkreis gibt es verschiedene Interpretationen. Der hier gezeigte ist nach Johannes Itten. Das Grundprinzip ist aber immer das gleiche. Der Farbkreis ist die Grundlage für die meisten Farbanalysen und Gestaltungen.

Die Grundfarben sind rot, blau und gelb. Wenn zwei Grundfarben miteinander gemischt werden, erhält man die Sekundärfarben oder auch Farben der 2. Ordnung. Aus rot und blau wird violett. Aus blau und gelb wird grün. Und aus rot und gelb wird orange.

Kalte und warme Farben

Im Farbkreis liegen die kalten Farben von magenta bis dunkelgrün nebeneinander. Mit kühlen Farben kann man einen kühlen kalten Eindruc vermitteln.

Auf der gegenüberliegenden Seite sind die warmen Farben von rot bis hellgrün. Diese vermitteln einen warmes sonniges Gefühl auf den Betrachter.

Komplementärfarben

liegen sich auf dem Farbkreis direkt gegenüber. Orange ist die Komplementärfarbe von blau. Rot ist komplementär zu grün. Was bringt uns dieses Wissen?

Wenn man zwei Komplementärfarben kombiniert, spricht man von Komplementärkontrast. Beide gegenüberliegende Farben ergeben einen hohen Farbkonstrast. Wenn man Komplementärfarben miteinander kombiniert kann die Wirkung der Farben verstärkt werden. Übertreibt man es kann der Farbkontrast den Effekt aber auch vom optischen Eindruck erschlagen.

Farbkontrast

Farbkontrast kann ist in unterschiedlicher Form möglich.

Verschiedenen Farben ergeben bereits einen Farbton. Am stärksten ist die Wirkung bei Verwendung von Komplementärfarben.

Die Variation der Helligkeit einer Farbe ergibt auch einen Farbkonstrast.

Und die Sättigung einer Farbe kann auch die Grundlage für einen Farbkontrast sein.

Alle 3 Farbkontrast-Möglichkeiten können auch miteinander kombiniert werden.

Beispiel eines Farbkontrastest mit Kompelementärfarben:

Kompelementärfarben rot und grün

Kompelementärfarben rot und grün

Kompelementärfarben grün und rot

Kompelementärfarben grün und rot

In beiden Fällen ist der Farbkontrast sehr extrem. Manche Betrachter empfinden es schon als agressiven Kontrast. Beide Farben wirken zusammen harmonisch. Je nach Anteil ist die Wirkung auf den Betrachter dennoch unterschiedlicher. Mehr rote Fläche kann agressiver wirken. Mehr grüne Fläche wirkt ruhiger und dennoch verhindert der geringe Rotanteil ein mögliche Monotonie und Langeweile. Je nach gewünschter Wirkung kann man die eine oder andere Farbkombination gezielt einsetzen.

Farblehren

Insbesondere Phylosophen, Physiker und Maler haben bereits früh versucht die Farben zu analysieren. Diese Farblehren wurden im Laufe der Jahrhunderte bzw. Jahrtausende permanent weiter entwickelt.

Bekannte Farbforscher sind der Philosop Demokrit (460 bis 370 v. Chri.) über Leonardo da Vinci (1452 – 1519), dem Physiker Isaac Newton (1643- 1727) bis zum Bauhaus Zeichenlehrer Johannes Itten (1888–1967) und dem Reprotechniker Harald Küppers.

Auch Physiker haben sich mit Farben beschäftigt. Farben sind ja auch Bestandteil des Lichtes. Maler und Künstler war die Wirkung der Farben auf den Betrachter wichtig. In der Bonsaigestaltung hat man eine ähnliche Sichtweise auf Farbkombinationen wie ein Maler. Neue Techniken machten neue Defintionen erforderlich. So ist es also kein Wunder, das aus sehr unterschiedlichen Bereichen sich Menschen mit Farben beschäftigt haben. Vom Philosophen, Physiker über Künstler bis zum Handwerker sind viele Berufsbereiche vertreten.

Fazit

Das ist erst einmal eine grobe Einführung in die Welt der Farben. Farbtheorien und Farblehren. Sozusagen mal das grobe Grundwissen.

Damit ist dieses Thema allerdings noch nicht beenden. Ich werde das Thema mit den einzelnen Farben noch weiter vertiefen. Welche Bedeutung haben Farben in welcher Kultur? Was assozieren Menschen bei welcher Farbe?

Was hat das mit Bonsai zu tun?

Eine ganze Menge! In Japan ist Bonsai eine Kunstform. Die Wahl einer passenden Bonsaischale ist genauso wichtig wie eine hervorragende Gestaltung eines Bonsai-Baumes. Beides wird als künstlerische Einheit angesehen. Da spielt in einigen Fällen auch die richtige Wahl einer Farbe eine durchaus wesentliche Rolle.

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