Ein Ast ist gebrochen – Was tun?

Keine Angst vor Astbruch!

Jedem, der über längere Zeit Bonsais kultiviert ist es schon einmal so ergangen, nicht richtig aufgepasst, beim drahten und zurechtbiegen zu viel Druck gegeben und schon ist es passiert.

Ein gebrochener Ast.

Der Schrecken eines jeden Bonsaizüchters.

Aber keine Panik, in den meisten Fällen kann der Ast noch gerettet werden, so dieser noch nicht vollkommen abgebrochen ist und zumindest ein Drittel des Phloems, so wird die äußere Schicht des Leitgewebes bezeichnet, welche die Assimilate von den Blättern zu den Wurzeln transportiert, noch nicht gebrochen ist.

Bonsai-Rohling unbearbeitet

So dies noch nicht geschehen ist, kann der Ast noch gerettet werden. Aber wie rette ich nun den Ast? Die einzigen beiden Mittel, welche dazu benötigt werden, sind Draht und ein Wundverschlussmittel. Die Schritte lauten dann wie folgt:

  1. Der Ast muss wieder in die möglichst exakte vorherige Position gebracht werden, so daß sämtliche Leitgewebefasern wieder miteinander verbunden sind.
  2. Die Wundstelle muss mit etwas Draht stabilisiert werden. Am besten wird dazu der Draht verwendet, welcher ursprünglich für die Formgebung gedacht war, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
  3. Der Wundbereich wird mit einem Wundverschlussmittel verschlossen. Solltet ihr dieses nicht zur Verfügung haben, tut es im Notfall auch Kerzenwachs. Hauptsache dabei ist, daß die äußere Wundstelle versiegelt wird, so daß es zu möglichst keinerlei Austrocknung kommt.
  4. Das Gebilde aus Draht für die nächsten Wochen in dieser Position lassen. So bald sich die erste kleine Wachstumsstelle zeigt, kann der Draht vorsichtig gelockert und evtl. entfernt werden.
  5. Auch nach Entfernung des Drahtes ist von einer neuen Drahtung in den nächsten sechs Wochen abzusehen, bis die ersten Ansätze von Narbengewebe zu erkennen sind.

In den meisten Fällen sollte ein angebrochener Ast damit noch zu retten sein.

Das Prinzip ist das Selbe wie bei einer Veredlung, bei welcher ein vollkommen abgetrennter Baumstamm auf das Wurzelwerk eines anderen Baumes gesetzt wird.

Folglich kann das Prinzip auch für vollkommen abgebrochene Äste verwendet werden, auch wenn der Erfolg natürlich entsprechend minimiert ist, da bei einem einzelnen Ast nicht der selbe Druck aufgebracht werden kann, wie bei einem kompletten Stamm, es sei denn, man würde den Stamm noch zusätzlich bearbeiten, was zu einer sehr starken und vermutlich eher verunstaltenden Narbe führen würde.

Die Narbe des „normalen“ Astbruchs hingegen dürfte wahrscheinlich noch für eine längere Zeit zu sehen sein, allerdings ist dies meines Erachtens nach das kleinere Übel, wenn man den Verlust des gesamten Astes als Alternative vor sich hat. Zumal mit etwas Kreativität die Narbe als Zeichen von Alter in das Gesamtkonzept des Bonsai eingebunden werden kann.

3 Comments

  1. Bernd 18. Juli 2011
  2. Alexander 18. Juli 2011
  3. Maverick 19. Juli 2011

Leave a Reply