Der Sommer ist seit dieser Woche vorbei. Am 23. September war Herbstanfang.
In diesem Jahr war es kein leichter Sommer für die Bonsai. Längere Hitzeperioden machten auch manchem Bonsai-Baum sichtlich zu schaffen. Auf unserem Westbalkon kommt noch erschwerend ein extremeres Mikroklima zum tragen.
Doppelter Schwierigkeitsgrad für die Bonsaipflege. Hitze bis zu 50 Grad kann es da geben. Da ist die Wasserversorgung für die Pflanzen lebenswichtig. Zweimal gießen reicht da nicht immer aus. Mit der zusätzlichen Bewässerung mit PET-Flaschen habe ich endlich eine Möglichkeit gefunden, die für meine Möglichkeiten und Gegebenheiten sehr gut funktioniert.
Alle Bonsai sind so sehr gut durch die Hitzewelle gekommen 😉
Im September gab es dann auch mal öfter Regen. Die ersten kühleren Nächte gab es. Einige Laubbäume beginnen schon früher als sonst, ganz zaghaft mit der Herbstfärbung des Laubes.
Die Hainbuchen haben allerdings einige Kalkflecken auf den Blättern. Vom viele Gießen während der Hitze. Nicht gut. Aber nicht Gießen wäre noch weniger gut gewesen. Regenwasser habe ich im dritten Stock keines zur Verfügung. Und die Unmengen an Gießwasser mit einem Britta-Wasserfilter zu entkalkten hätte viel zu lange gedauert. Also habe ich in der Hitzezeit meist unbehandeltes Hahnenwasser benutzt.
Das die Blätter nun unschön aussehen stört mich wenig. Hauptsache die Bäume sind gut über den Sommer gekommen. Und im nächsten Jahre treiben sie ja neu mit frischem Laub und ohne Kalkflecken aus.
Links unten steht die Schwarzerle. Diese hat schon den Großteil ihres Laubes verloren. Da Schwarzerlen keine Herbstfärbung haben, sind sie eher unspektakuläre Bäume im Herbst. Das Laub wird dunkelbraun und fällt ab. Das wars.
Auf dem Bonsaitisch stehen in erster Reihe einige Hauswurz-Beisteller. Dahinter eine Korkrindenulme (Zelkova nire) und eine orientalische Hainbuche.
Im anderen Balkoneck steht eine Hainbuche, eine Zelkova serrata und ein Acer palmatum. Alle 3 befinden sich noch auf dem Weg zum Bonsai.
Die Sukkulenten-Bonsai stehen unter dem Vordach. Um diese kühlere Jahreszeit brauchen diese nur noch wenig Wasser. Bei den Regentagen könnte es schon zuviel werden? Zudem sind sie dort vor den kühleren Nächten besser geschützt. Im Balkon-Gewächshaus befinden sich einige Kakteen und Sukkulenten. In der Mitte sieht meine eine weitere Hainbuche. Diese hat wohl einen Pilz unter der Borke? Darüber berichte ich in den nächsten Tagen oder Wochen. Das Laub hat sie im Vergleich zu den anderen Hainbuchen auch schon zum Großteil abgeworfen. Keine Ahnung ob das im Zusammenhang mit dem Pilzbefall steht?
Im anderen hinteren Balkoneck steht ein zweites Balkon-Gewächshaus mit Kakteen. Davor stehen einige zukünftige Bonsai-Sukkulenten in einer Schale.
Ein Blick auf eine Pflanzenschale mit Chamaecereus-Kakteen. Der Großteil davon stammt aus eigener Zucht. Die ersten Blüten gab es von den Neuzüchtungen in diesem Jahr. Mal sehen was da im nächsten Jahr an Blütenfarben und Formen zum Vorschein kommt?
Mit extremen 20mm Weitwinkel habe ich die Schwarzerle aufgenommen. Das Weitwinkel verzerrt zwar perspektivisch. Aber anders konnte ich den untersten langen Ast nicht auf ein Bild bekommen! Der durfte das ganze Jahr durchtreiben. Nun ist der Ast 1,20m lang! Wozu? Zum einen sollte der unterste Ast dicker werden. Zum anderen sollte der Stamm im unteren Bereich auch stärker verdicken. Beides ist ganz gut gelungen. Im Frühjahr wird der Ast gekürzt. Warum nicht jetzt? Weil Schnittwunden bei Schwarzerlen um diese Jahreszeit sehr schlecht verheilen. Im Spätwinter oder Frühjahr verheilt ein Schnitt viel besser und schneller.
Durch den kräftigen Wuchs in diesem Jahr, hat sich der Baum durch starkes Wurzelwachstum bereits aus der Trainingsschale gehoben!
Umtopfen werde ich jetzt nicht. Schwarzerlen sind sehr robust und frosthart. Im Spätwinter gibt es dann die erste Bonsaischale. Eine halbwegs passende muß ich da allerdings noch finden. Wenn der Baum Laubfrei ist, werde ich mal Mass nehmen und mich auf die Suche nach einer Bonsaischale machen.
Nahaufnahmem vom Moos am Stammansatz der Schwarzerle.
Auch auf der Substratoberfläche einer Hainbuche hat sich jetzt im Herbst Moos gebildet.
Es herbstelt an einer Hainbuche. Für eine Herbstfärbung sind die Nächte noch zu mild und nicht feucht genug. Viele Blätter vertrocknen bereits ohne Herbstfärbung.
Knospen für das nächste Frühjahr gibt es schon reichlich.
Hainbuchen und Totholz geht gar nicht. So sagen es viele Bonsai-Experten. So steht es in vielen Bonsai-Büchern. Dennoch habe ich im letzten Jahr ein Hainbuchen-Experiment gestartet. Eine Hainbuche wurde radikel abgesägt. Danach habe ich sie austreiben lassen.
In diesem Frühjahr die Austriebe sortiert und die passenden stehen lassen. Den Rest wieder entfernt und wieder das ganze Jahr austreiben lassen.
Vor 2 Monaten habe ich die große Schnittstelle angefangen als Totholzbereich zu bearbeiten. Ohne elektrisches Werkzeug. Die Rinde mit einem Schälmesser an vorgezeichneten Stellen entfernt. Das Holz im Stammbereich durch quetschen und aufbrechen der Holzfassern und diese dann mit einer Jin-Zange abgezogen. Dann abwarten. Inzwischen ist der faserige Totholzbereich schon erstaunlich schnell vergraut. Durch das Abziehen der Fasern sieht es natürlicher aus, als die Bearbeitung mit Elektrowerkzeug. Allerdings dauert die Bearbeitung auch viel länger.
Im nächsten Spätwinter oder Frühjahr wird dann der Neuaustrieb noch einmal selektiert und eventuell in die gewünschte Form und Richtung gebracht.
Die Korkrindenulme (Zelkova nire) befindet sich bereits im zweiten Jahr in einer Bonsaischale. Manche mögen das für zu früh halten. Da ich den Baum nicht größer haben möchte, ist er mir in der Schale lieber, da er dort nicht noch extremer austreibt als mit größerem Erdvolumen. Selbst in dieser kleinen Schale ist die Austrieb im Frühjahr so extrem, daß man fast täglich an dem Kleinen nacharbeiten muß!
Die Entwicklung geht in der Schale zwar langsamer, dafür kann ich sie besser kontrollieren und steuern. Auch der Wurzelansatz läßt sich so schon früher kontrollierter gestalten.
Mal sehen ob es noch an einigen Laubbäumen eine Herbstfärbung gibt? Bei der Korkrindenulme, dem Fächerahorn und der Zelkove ist es möglich. Das wird vom weiteren Wetter abängen.
Die Hainbuchen sind durch den heißen Sommer offenbar mehr gestresst worden als die anderen Laubbäume.
Die ersten beiden Oktoberwochen habe ich Urlaub.
Da finde ich endlich wieder mehr Zeit für meine Bonsai.
Natürlich wird es weitere Berichte über die ein oder andere Pflegemassnahme und Dokumentation über den Entwicklungsstand einzelner Bäume oder Baumarten geben.