Seit letztem vorletztem Jahr habe ich von der Bonsaischule Enger eine kleine Korkrindeulme (Zelkove nire).
Sehr erfreulich ist, dass diese Ulmenart die letzten beiden Winter auf dem Balkon überstanden hat.
Im ersten Winter haben ihr auch zwanzig Grad Minus nichts ausgemacht.
Man kann diese Art also als winterfest bezeichnen.
In diesem Frühjahr hat der kleine Baum seine erste Bonsaischale bekommen.
Nach 1 1/2 Jahren im Teichtopf mag dies für manch erfahrenen Bonsai-Fan noch etwas zu früh sein? Vielleicht bin ich da immer noch zu ungeduldig?
Aber das flotte Wachstum im letzten Jahr, hat mich dazu bewogen, dem Baum die erste Schale zu verpassen. Zum einen stand eine passende zur Hand. Zum anderen möchte ich den Wurzelballen möglichst früh flach und sternförmig entwickeln.
Und nicht jeder Bonsai muß ja einen fetten Stammansatz haben?
Nach dem diesjährigen Neuaustrieb gab es an dieser Ulme eine Blattlaus-Plage. Leider sind durch die klebrigen Ausscheidungen der Larven einige Äste abgestorben!
Die Blättläuse konnte ich nach ein paar Wochen erfolgreich mit dem Duft von Lavendelsträuchern vertreiben. Der Schaden blieb. Die Blätter und Äste sind an den verklebten Stellen abgestorben.
Bei kleinen Bonsai-Bäumen können Schädlinge ganz schnell gravierenden Schaden anrichten. Hut ab vor den Bonsaigestaltern die sich auf die kleinen Shohin-Bonsai spezialisiert haben. Nicht nur die Gestaltung solch kleiner Bäume, auch die Pflege ist eine Kunst für sich!
Zum Glück hat die Ulme nach dem Verlust wieder an vielen Stellen neu ausgetrieben. Ein Austrieb an der gewünschten Stelle und ein zweiter an einer weiteren Stelle, wo noch ein Ast fehlte.
Zwei Wünsche wurden also wahr:
Der lange Trieb am hinteren Bereich ist komplett abgestorben. Darunter enstand der neue nach oben wachsende Trieb. Da er inzwischen über der Baumspitze ist, wächst er auf Grund der Apikal-Dominanz am stärksten. Sobald er die gewünschte Dicke am Stamm hat, wird er stark gekürzt und in den nächsten Jahren neu aufgebaut. Er soll im Hintergrund, dem Baum mehr Tiefe verleihen.
Am rechten oberen Knick entstand auch ein kleiner neuer Trieb. Genau an der richtigen Stelle. Hier darf auch eine neue kleine Astetage enstehen 😉
Im ersten Moment war ich nach der Blattlaus-Attacke sehr genervt und verärgert.
Im Nachhinein finde ich es nicht mehr so schlimm. Der Baum hat sich schnell davon erholt. Und es enstanden zwei neue Äste. Im Frühjahr bringt diese Art soviele Neutriebe, dass man fast täglich unpassende Triebe entfernen muß.
Eine für die Bonsaigestaltung lohnende Baumart.
Den Artikel habe ich bereits im Mai begonnen. Da ich allerdings andere Themen vorzog sind nun einige Wochen verstrichen. Nun Anfang Juli hat der Baum zum zweiten Mal kräftig ausgetrieben.
Der lange Trieb ist der neue Ast.
Hier noch einmal von der geplanten Vorderseite. Durch die Apikal-Dominanz ist dieser Trieb am kräftigsten gewachsen. Gerade mal 6 Wochen seit dem obigen Foto. Etwa 3 Monate seit dem Neusaustrieb. Der alte Ast war durch die Blattlausattacke vertrocknet. Der neue Ast hatte nun die gewünschte Dicke erreicht.
Und der Austrieb im oberen Bereich musste auch ausgelichtet werden.
Den neuen Ast habe ich kräftig zurück geschnitten. Die Schnittstelle bzw. der vertrocknete Astansatz ist fast schon komplett verheilt 😉
Ich habe auf die ersten sichtbaren noch schlafenden Knospen zurück geschnitten. Meist treiben mehrere davon aus. Die besten lässt man wachsen. Die unpassenden werden gleich entfernt.
Bis der Ast eine Feinverzweigung hat, werden sicher noch ein bis drei Jahre vergehen.
Die Spitze wurde ausgelichtet. Der neue lange Ast wurde stark gekürzt. Der zweite neue Ast links oben an der ersten Biegung wurde auf zwei Blatt zurrück geschnitten, damit er nicht so schnell zu dick wird. Derzeit sieht er noch zu schlank aus. Nach dem nächsten oder übernächsten Austrieb wird auch dieser Ast dicker sein und harmonischer wirken.
Der Baum noch einmal von der möglichen Vorderseite. Der Wurzelballen entwickelt sich irgendwie chaotisch.
Den muß ich mir beim nächsten Umtopfen im Frühjahr noch einmal genauer betrachten.
Den längeren feinen Ast auf der linken Seite unten habe ich absichtlich gelassen. Der Schwung nach unten soll auch dem langen Ast Abwechslung bringen. Das Laub der unteren beiden Äste wurde etwas gekürzt und leicht ausgedünnt.
In der Bonsaischale ist das Wachstum bei dieser Baumart und geringen Größe besser zu kontrollieren als im Teichtopf!
Noch etwas organischen Dünger auf die Substratoberfläche. Für heute Nacht ist wieder Regen angesagt. Da spare ich mir das Giessen 😉
Ich wusste gar nicht, dass ein Bonsai, so wachsen kann, ich hatte mal zwei Bonsai, aber die haben immer mehr Blätter verloren, bis sie kahl waren. Irgendetwas habe ich anscheinend falsch gemacht. Aber bei Dir sieht der Bonsai echt klasse aus. Ich werde mir bei Dir noch einmal Rat holen, wenn ich wieder einmal vor habe einen Bonsai anzuschaffen.