Endlich habe ich mein erstes Bonsai-Virtual fertig! Was ist den nun ein Virtual? Ein Virtual ist eine mögliche Entwicklungsvorstellung einer Pflanze die zum Bonsai gestaltet werden könnte.
Das ganze erstellt man am Computer mit einem Bildbearbeitungsprogramm. Vereinfacht gesagt malt man sich einen Bonsai. In der Praxis ist es allerdings doch schwieriger als man im ersten Augenblick denkt.
Ich habe für die beiden ersten Virtuals nun ein paar Wochen benötigt. Ok, ich konnte allerdings aus Zeitmangel nicht regelmäßig daran arbeiten. Und da ich mit der aktuellen Photoshop-Version noch nicht so vertraut war, mußte ich erst ein paar Grundtechniken wieder erlernen. Deswegen hat das ganze länger gedauert als ich dachte.
Den Crassula ovata hat mir Felix (le_Joe) vor ein paar Wochen zugeschickt. Oder besser gesagt ein paar Fotos davon. Also zeige ich erst einmal wie der Baum derzeit aussieht:
Wie man sieht handelt es sich um einen ganz normalen Crassula ovata. Im Volksmund wird er auch Pfennigbaum oder Geldbaum genannt. An Hand des Lineals kann man erkennen das der Pfennigbaum etwa um die 30 cm hoch ist. Der Stamm hat bereits eine gute Dicke erreicht. Meiner Meinung nach durchaus für die Gestaltung zum Bonsai geeignet.
Nehmen wir einmal an, wir würden diesen Geldbaum zum Bonsai gestalten?
Ich würde den Baum erst einmal am Hauptstamm kürzen. Wie stark ist von der späteren Gesamthöhe abhängig. Die Hälfte könnte es schon sein. Jetzt im Mai wäre genau der richtige Zeitpunkt. Zwar ist es derzeit noch recht kühl im Freien. Aber sobald die Temperaturen sommerlich sind kann man den gekürzten Baum in die pralle Sonne im Freien aufstellen. Er wird so sehr schnell neue Austriebe unter der Schnittstelle zeigen. Er wird mehrere Verzweigungen über den Sommer entwickeln.
Im Folgejahr könnte man dann die Verzweigung verfeinern. Je nach Dichte der Verzweigungen eventuel auslichten und die bereits entwickelten Zweige wieder im nächsten Mai kürzen. So wird eine weitere Verzweigung gefördert. In 2-4 Jahren hat man dann einen schönen buschigen Crassula ovata Bonsai. Er könnte ähnlich wie der auf dem Virtual aussehen.
Ich habe dem Bonsai bereits eine Bonsaischale verpasst. So wirkt er gleich viel besser als Bonsai. Die beiden Seitentriebe habe ich auf dem Foto entfernt. Diese könnte man als Stecklinge hernehmen. Genauso könnte man aus dem Kopfstück einen Steckling gewinnen. Mit etwas Geduld vielleicht sogar einen zweiten Crassula-Bonsai!
Aber ein Rückschnitt mag manchen doch etwas zu einfach zu sein. Deswegen habe ich mir erlaubt noch ein zweites Virturial zu machen. Der einzige Unterschied ist das ich einen der zwei kleinen Stämme daneben stehen gelassen habe. Dabei kommt dann der Bonsai auf dem folgenden Foto zum Vorschein.
Damit der zweite kleinere Stamm nicht zu dürr wirkt, sollte man diesen in den ersten 1-3 Jahren ohne Rückschnitt wachsen lassen. Erst wenn er die gewünschte Stammdicke erreicht hat, schneidet man ihn auf die gewünschte Länge zurück und verfährt genauso wie beim Hauptstamm.
Als Erdmischung würde ich ein überwiegend mineralisches Substrat verwenden. Lavalit, Blähton, Bimskies oder einer Mischung daraus. So kann keine Staunässe entstehen. Falls man den Crassula umtopft sollte man danach 2-4 Wochen nicht gießen, da sonst Fäulnisgefahr besteht.
Also erst nach ein paar Wochen zum ersten Mal gießen. Als sukkulente (= wasserspeichernde) Pflanze ist dies für einen Geldbaum kein Problem.
Ich hoffe euch hat dieses Virtual gefallen?
Falls auch ihr einen Baum oder eine Zimmerpflanze habt die ihr vielleicht zum Bonsai umgestalten möchtet schickt mir einfach ein paar Fotos. Welche Pflanzen dafür geeignet sind und was zu beachten ist, könnt ihr unter Dein Bonsai nachlesen.
Sehr interessant!Ich persönlich finde das untere virtuelle Bild fast noch schöner, auf dem oberen wirkt der Pfenigbaum etwas nackt, doch das ist sicher Geschmacksache.Das man ihn nach dem umtopfen nicht giessen sollte, war mir völlig unbekannt. Dankeschön für diesen Tipp.Verblüfft hat mich die Kürzung des Hauptstammes und das dieser dann einfach auch wieder austreibt. Doch bei genauer Überlegung hat man das in der freien Natur ja auch, das ein Baum den man abgesägt hat, an der Schnittstelle wieder austreibt.
So einen Pfennigsbaum hatte ich auch mal allerdings war der viel Grösser ^^ Ich hätte nicht gedacht das man den auch als Bonsei züchten kann, ich dachte immer das sind so kleine Buschelige Bäume.
Danke erstmal für das Virtual.
Aber besteht, wenn man den Hauptstamm bei der Hälfte ungefähr abschneidet, nicht die Gefahr, dass der Seitentrieb, den man übrig lässt (siehe dein zweites Beispiel) zum quasi Hauptstamm wird, weil er der einzig verbleibende Kopf ist?
Wenn ich mich dann in ein paar Tagen ransetzen werde und anfange zu schneiden wollte ich nämlich dann einen Seitentrieb lassen, ich stell mir das ganz schön vor mit so einem kleinen „Brudertrieb“.
@ englchen.
Das nicht gießen gilt nur für Sukkulenten wie dem Crassula. Bei Sukkulenten könnten sonst beschädigte Wurzeln durch das Wasser zu faulen beginnen. Deswegen erst nach 2-4 Wochen gießen. Bis dahin sind die Verletzung an den Wurzeln vom Umtopfen und vom Wurzelschnitt abgeheilt.
Bei den meisten anderen Bonsai sollte man wiederum nach dem umtopfen giessen 😉
@ Knuffelpack
Im Prinzip kann man fast jede schnittverträgliche Pflanze als Bonsai gestalten 😉
@ le_Joe
Ja, mit Seitentrieb gefällt er mir auch besser. Das stärkste Wachstum hat immer die höchste Stelle/Ast. Wenn du also den Hauptstamm nicht niedriger als den Seitenstamm zurück schneidest, wird er weiterhin höher sein.
Es kann aber durchaus sinnvoll sein, für 1-2 Jahre den Seitenstamm höher als den Hauptstamm wachsen zu lassen. So wird der zweite Stamm schneller dicker. Danach kannst du ihn wieder auf die gewünschte niedrigere Höhe zurückschneiden 😉
Einfach gesagt
Wachsen lassen = schneller dickerer Stamm
Rückschnitt = langsamerer Stammverdickung aber bessere Verzweigung
Jetzt muss ich trotzdem nochmal nachfragen:
Das heißt, wenn ich den Seitentrieb jetzt hoch wachsen lass und ihn dann sagen wir mal auf 5 cm zurückschneide, wachsen dort, ca. 5 cm vom Hauptstamm auf diesem Seitentrieb wieder Blätter?
Wenn dann wäre das echt erstaunlich und genial für Gestaltungen jeglicher Art.
Sowas ist wirklich mal interessant, ich habe meinen Bonsai auch schon ewig und der wächst einfach keinen Millimeter, aber vielleicht liegt das auch an der Art.
@ le_Joe
Ob und wie stark ein Rückschnitt einen Neuaustrieb bringt aus auch stark von der Pflanzenart abhängig.
Aber beim Crassula funktioniert dies ganz gut.
Sieh dir einfach mal die Fotos von meinem Crassula ovata https://www.bonsai-als-hobby.de/gestaltungsbeispiele/gestaltung-eines-crassula-ovata-bonsai/ an.
Oder beim https://www.bonsai-als-hobby.de/gestaltungsbeispiele/gestaltung-eines-crassula-ovata-minor-als-bonsai-shohin/ gibt es auch einen hohen und einen niedrigen Stamm. Und beide haben im selben Sommer neu ausgetrieben.
Beim zurückschneiden beim Crassula immer etwas über einem Ring schneiden, da dieser mit der Zeit eintrocknet. Wenn man zu knapp am Ring schneidet könnte er bis zum nächsten Ring eintrocknen und so kleiner als gewünscht ausfallen 😉
@ BeN
Wenn du Lust hast kannst du mir ja mal ein Foto zumailen. Wenn ein Bonsai gar nicht mehr wächst, befürchte ich fast schon schlimmstes?
Danke für den Tipp mit den Ringen.
Genau sowas ist immer extrem hilfreich. Man erspart dadurch den anderen Fehler, Zeit und Nerven 🙂