Bonsai schneiden

Einen Bonsai schneiden? Für das Schneiden an einem Bonsai kann es ganz unterschiedliche Gründe geben. Deswegen müßen wir diese Pflege- und Gestaltungstechnik genauer betrachten. Schließlich hängt auch die weitere Gestaltung, Pflege und Gesundheit eines Baumes von einem guten und richtigen Schnitt ab.

Manche Schneidtechniken kann man vom Zeitpunkt klar definieren. Andere können weniger konkretisiert werden und sollten mit Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Können angewendet werden. Nicht bei jeder Art bringt jede Schnitttechnik das gleiche Ergebnis.

Warum möchte man einen Bonsai schneiden?

Diese Frage sollte man beantwortet haben, bevor man mit schneiden beginnt. Ohne ein konkretes Ziel wird man kein gutes Ergebnis erzielen. Mögliche Gründe sind:

  • Grundgestaltung
  • Formschnitt
  • Korrekturen und Verbesserungen

Je nach Pflanzen-Art und Entwicklungsstadium der Pflanze gibt es unterschiedliche Möglichkeiten um das Gestaltungsziel zu erreichen.

Bonsai schneiden
Bonsai schneiden

Abhängig vom Ziel der Gestaltung oder Korrektur kann es zu Schnitten an verschiedenen Pflanzenteilen kommen.

  • Stamm
  • Äste
  • Laub
  • Wurzel

Womit wird ein Bonsai geschnitten?

Für den Einstieg kann man sicherlich auch mit einer Gartenschere und anderem Gartenwerkzeug einen Bonsai-Baum bearbeiten. Allerdings kann es dabei zu Quetschungen an den Schnittstellen kommen. Die meisten Scheren, so auch Gartenscheren haben stumpfe Schneiden. Diese stehen so eng beieinander, sodaß sie mit der jeweiligen Kante einen Schnitt machen. Ist ein Ast zu dick oder hart, wird er mit solch einer Schere gequetscht. Als Folge sind Verletzungen bis zum Verlust des Astes möglich.

Also lieber gleich gutes Bonsaiwerkzeug kaufen. Eine Bonsaischere für die feinen Äste, Blätter und Wurzeln. Japanische Werkzeuge sind qualitativ meist besser als Chinesische. Schwarzer Stahl ist leichter zum Schärfen als Edelstahl. Edelstahl ist dafür pflegeleichter da rostfrei, allerdings auch teurer.

Für kräftigere Äste, vor allem solche am Stammansatz verwendet man eine Konkavzange und oder eine Knospenzange. Warum beschreibe ich später. Richtig angewendet verheilt ein Schnitt mit Konkavzange schneller. Warum geschnitten wird ist einfacher zu sagen als das wann. Ich zähle einfach einmal die möglichen Gründe warum dies der Fall sein könnte auf.

Warum der Stamm eines Bonsai geschnitten wird?

  • Wenn der Stamm zu gleichmäßig dick gewachsen ist, wird er gekürzt und ein neuer Stammverlauf mit Neuaustrieben oder vorhandenem Ast aufgebaut. Dies ist eine häufige Methode womit Rohlinge, Containerpflanzen und Yamadori von Grund auf gestaltet werden.
  • Durch unkontrollierten Astwuchs haben sich am Stamm Verdickungem entwickelt die unharmonisch aussehen. Dies passiert leicht bei schnellwüchsigen Laubbäumen. Je kleiner ein Bonsai gestaltet wird, desto höher ist die Möglichkeit solcher Verdickungen. Vorbeugen ist hier besser, da man sonst um ein paar Jahre in der Gestaltung zurück geworfen wird. Ab dem Neuaustrieb im Frühjahr entfernt man an unpassenden Stellen einfach die aufbrechenden Knospen. Haben sich solche Verdickungen dennoch gebildet hilft meist nur ein komplettes entfernen und Neuaufbau dieser Astregion.
  • Durch Verletzungen am Stamm soll dieser verfeinert werden oder soll bei weichem Holz der Zerrsetzungsprozess gestoppt oder gebremst werden. Verfaultes Holz wird entfernt. Wenn die Stelle mit Rinde überwallt werden soll, wird der Kallusrand angeschnitten und somit zum weiteren und schnelleren Wachstum angeregt. Soll die Schnittwunde gestalterisch eingebunden werden, wird sie je nach Baumart mit Jin-Mittel oder anderem desinfizierenden und konservierenden Mittel behandelt. Dadurch wird die natürliche Zersetzung des Totholzes gebremst und erhalten und sie ist vor dem Eindringen von Schadpilzen oder Bakterien geschützt.
  • Um bei einer grossen Schnittwunde die Überwallung zu verbessern. Große Schnittwunden brauchen oft Jahre bis sie überwallt sind. Damit der Vorgang der Überwallung schneller geht, wird mit dem Neuaustrieb der Kallusrand mit einem scharfen Messer angeschnitten bis zum Grünen. Durch den Schnitt wird der Wuchs am Kallus angeregt und wächst schneller zu.
Zelkove wird abgemoost
Zelkove wird abgemoost

Wenn der Wurzelansatz unharmonisch ist, kann dieser durch abmoosen und abtrennen neu aufgebaut und gestaltet werden. Ein sehr gutes Beispiel über die Abmoostechnik gibt es von Andrè am Abmoosung einer Zelkove.

Warum die Äste eines Bonsai schneiden?

  • Bei Pflanzen, die sich durch Drahten und Spannen nicht gestalten lassen. Es gibt einige Baumarten wo man mit Drahten nicht weit in der Gestaltung kommt. Zu brüchig. Zu empfindliche Rinde, wo Draht Spuren hinterlässt. Hier hilft nur der gezielte Astschnitt als Gestaltung.
  • Zur Grundgestaltung eines Rohlings (Baum der einmal ein Bonsai werden soll). Wird ein Baum oder Busch zum ersten Mal als Bonsai gestaltet, wird meist alles überflüßige entfernt. Auch Äste die man für die weitere Gestaltung nicht mehr benötigt. Bei Nadelbäume lässt man diese teilweise als Stumpfe stehen und gestaltet später daraus einen abgebrochenen Ast. Bei Laubbäumen werden in der Grundgestaltung die meisten Äste oft bis auf ein sehr kurzes Stück zurückgeschnitten. Dadurch entsteht bei den meisten Laubbäumen ein starker Neuaustrieb aus dem man viele neue Möglichkeiten für die weitere Verzweigung auswählen kann. Die Äste und ihre Verzweigung wird in den Folgejahren aufgebaut und verfeinert.
  • Zur Gestaltung der Verzweigung. Je nach Pflanzenart wird im Herbst oder Winter die Gestaltung der Äste korrigiert. Hierzu werden überschneidende Äste entweder so gedrahtet das sie sich nicht gegenseitig kreuzen und sich beim Austrieb das Licht nehmen. Ist dies nicht möglich, werden einzelne Äste entfernt. Ausgelichtet, sodaß Licht an alle Äste und Neuaustriebe gelangt.
  • Für eine feinere Verzweigung. Je nach Art eines Laubbaumes schneidet man ein bis mehrmals in der Wachstumsphase die Langtriebe zurück. Dadurch wird Neuaustrieb angeregt, der oft mit kürzeren Internodien austreibt, was bei einem Bonsai meist natürlicher wirkt.
  • Zum Auslichten, damit auch Licht in den inneren Bereich Astbereich kommt und der Baum dort nicht mangels Licht verkahlt.
  • Um unharmonischen Wuchs oder Bereiche wieder in ein harmonischeres optisches Gleichgewicht zu bringen.
  • Fehlerhaften Austrieb korrigieren bzw. entfernen.
  • Formschnitt. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden. Bei größeren Bonsai kann man ähnlich wie bei einer Hecke, nur mit rundem Schnitt um die Baum-Silhouette schneiden. Walter Pall praktiziert dies bei den meisten seiner Laubbäume mit Erfolg. Bei kleineren Bäumen ist diese Methode schon schwierig anwendbar. Ich bevorzuge hier im Winter einen grundlegenden Formschnitt mit eventueller Drahtung und Spannung einzelner Äste und Stammbereiche. In der Wachstumszeit werden Langtriebe zurück geschnitten. Vereinzelt werden die Triebspitzen pinziert.

Warum das Laub eines Bonsai schneiden?

  • Formschnitt. Bei bereits weit gestalteten und entwickelten Bonsai dient der Blattschnitt zur Formerhaltung als auch zur Verbesserung der Feinverzweigung.
  • Um einen Neuaustrieb mit kleinen Blättern zu provozieren. Dabei sollte der Baum kerngesund sein. Das ganze Laub wird bis auf die Blattstiele entlaubt. Das funktioniert nicht bei jeder Baumart. Es gibt dennoch einige Laubbäume wo der Blattschnitt zu kleineren Blättern führt.
  • Um bei einem bestimmten Ast das Dickenwachstum stärker als bei den anderen zu fördern. Das Laub wird bis auf den Ast entfernt. Das Laub an dem einen Ast sorgt weiterhin für Photosynthese und damit Dickenwachstum. Die entlaubten Äste müssen erst einmal neues Laub bilden, bevor sie wieder Photosynthese betreiben können.
  • Zur verbesserten Feinverzweigung. Siehe die ersten beiden Punkte.

Nicht jede Pflanze bildet nach einem Blattschnitt automatisch kleinere Blätter. Dennoch gibt es einige Laubbäume die beim Blattschnitt zur rechten Zeit mit kleineren Blättern im Neuaustrieb reagieren.

Formschnitt bei Laubbäumen – Erstgestaltung

Bei der Erstgestaltung eines Findlings oder einer Rohpflanze gibt es meist sehr viele Äste, welche für eine bessere Gestaltungsform zum Teil entfernt und gekürzt werden.

Die Erstgestaltung macht man am besten vor dem Austrieb im Winter oder zeitigem Frühjahr.

Dabei reduziert man die Aststrukturen auf das Wesentliche. Da wo man sich noch unsicher ist läßt man sicherheitshalber einen Ast erstmal stehen oder kürzt ihn erst einmal auf die gewünschte Länge.

Bonsai Erstgestaltung eines Rohling
Bonsai Erstgestaltung eines Rohling

Da solche Pflanzen meist recht lange Äste haben müßen die meisten auf eine harmonische Länge gekürzt werden. Sind die Äste bereits recht dick wirken sie an einem Bonsai oft nicht harmonisch, da sie nicht verjüngend gewachsen sind. Ist diesem der Fall wird kräftig zurück geschnitten, damit der Ast in den Folgejahren schlanker neu aufgebaut werden kann. Auch eine Feinverzweigung ist so kontrollierbarer.

Ein Austrieb entsteht dort, wo eine Knospe ist. Mit diesem Wissen kann man auch die weitere Gestaltung durch gezielten Schnitt steuern. Dort wo ein Austrieb und Ast gewünscht wird, wird kurz hinter der Knospe geschnitten. Die Wuchsrichtung gibt die Knospe vor. Zeigt die Knospe nach rechts, wächst der Austrieb nach rechts.

Formschnitt bei Laubbäumen zur Formerhaltung

Der Formschnitt an einem bereits gestalteten Bonsai erfolgt ebenfalls vor dem Austrieb der Knospen im Winter oder zeitigem Frühjahr. In dieser Zeit stört kein Laub bei den Arbeiten. In dieser Phase können auch Korrekturen durch Drahten und Schneidarbeiten gemacht werden. Den Neuaustrieb lässt man solange wachsen bis die gewünschte Astdicke erreicht ist. Danach wird auf die Wunschlänge, meist auf 1-3 Knospen oder Blätter, zurück geschnitten.

Bei älteren und reiferen Bonsai-Bäumen wird das dritte äußere Blatt vom Austrieb entfernt. Oft durch pinzieren. Bei manchen Bäumen kann man es auch schneiden. Dadurch bleibt die Form erhalten und die Feinverzweigung wird verbessert. Der Bonsai gewinnt dadurch an Reife und Ausdruckskraft. Bei stark wüchsigen Bonsai wiederholt man das pinzieren mehrmals in der Wachstumphase.

Grundwissen – Gestaltung

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  1. Pingback: Bonsai als Hobby 19. April 2014

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